Dreyzehender Auftritt.

[276] Alphonsus.


ALPHONSUS.

Nun freu Alphonsus dich! Nun Liberatens Hertz

Der dreyen Buhler Gluth und heisse Liebes-Kertz

Jn Himmel-hohem Witz Großmüthig hat verhönet!

Wer ist es der mein Haupt mit frischen Rosen krönet?

Wer ist es der mir baut ein Lorberreich Altar

Ob dieser Fröligkeit / die mir wird meine

Jn Trismegistens Gold und Nestors Silber kehren

Und Neuen Lebens-Safft dem Phönix gleich gewehren?

Es rühme Artaxerx die süsse Liebes-Glutt /

Die Jhm Aspasia erweckt in seinem Blutt /

Durch Liberatens Blitz / der Götter selbst verletzet /

Wird mein verliebter Geist in größre Lust gesetzet.

Wol dir Alphonsus! wol! Nun bricht dein Glücks-Fest an!

Versäume keine Zeit zu führen diesen Schwan

Der schönsten Göttligkeit zu deinen Liebes-Flüßen /

Wo selbst die GRATIEN einander lieblich küßen!

Versäume keine Zeit zu leschen diesen Brand /

E etwan Tiridat / der Mohr / und Ferdinand[276]

Jn toller Fantasie was schädlichs möchten wagen!

Man muß im Liebes-Werck deß Argus Augen tragen.


Die Singende Schönheit.


1.

Jhr Sterblichen kommt ehret meine Kertzen /

Ob derer Blitz der kältste Stein zerfallt!

Mein Opffer sind viel Tausend tausend Hertzen /

Mein Tempel ist die Groß- und Kleine Welt /

Und mein Magnet thut stets durch seine Stärcke

Jn Ost und West die grösten Wunderwercke.


2.

Der Götter Schloß der blau-gewölbte Himmel

Sieht schöner auß beym goldnen Sonnenschein /

Alß wenn ein Blitz und rasendes Getümmel

Erschröcklich schlägt mit Donner-Keilen ein;

Die dunckle Nacht kan uns vielmehr erqvicken

Wenn Mond und Stern jhr schwartzes Schlaf-Kleid schmücken.


3.

Der Jugend Glantz / der Augen schwartze Sonne /

Der Wangen Schnee / der Brüste Alabast /

Erwecken ja den Sinnen größre Wonne /

Sind der Natur ein süßrer Liebes-Gast /

Alß wenn mit Schmertz deß Alters Blut-Cometen

Jm Liebes-Pol der Seele Labsal tödten.


4.

Es ist kein Stand vor meiner Fackel sicher

Wenn jhre Glutt das Antlitz überstrahlt;

Der Purpur hat wol ehr die Badetücher

[277] Ob meinem Blitz mit süsser Brunst bezahlt /

Wie Adalbert ein klares Beyspiel zeiget /

Alß Er sein Hertz zur Agnes hat geneiget.


5.

Ja die Natur starrt selbst ob meinen Flammen!

Wenn mein Magnet läst seine Stärcke schaun /

So zieht sein Geist auch das Geblüth zusammen /

Und läst mit Lust deß Hymens Tempel baun /

Wie Liberat ein Rares Beyspiel gibet /

Jn die sich selbst der Vater hat verliebet.


6.

Kurtz: Schönheit ist die Fürstin dieser Erden /

Der Stand / Natur / und alle Klugheit weicht /

Gantz Troja muß durch mich zur Asche werden /

Wann Helenen mein goldner Glantz erleucht.

Drumb ehret doch die Flammen meiner Kertzen /

So werdet Jhr empfinden keine Schmertzen.

Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 276-278.
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