[290] LIBERATA.
Weil mich in dem Pallast stets Unruh überfällt /
So such ich sanffte Ruh in diesem Lust-Gezelt /
Wo Tulpen und Jaßmin und liebliche Narzissen
Mit Ros' und Lilgen sich in schönster Anmuth küssen.
Ach wolte wolte GOTT daß eine Schäfferin
Jtzt Liberata wär' und keine Königin /
So würd ich sicherer bey Wollen-reichen Schaffen
Auff Blumen / Kraut / und Graß / als Schwanen-Federn schlaffen!
Allein welch eine Angst und strenge Traurigkeit
Befällt mich doch so schnell bey dieser Abend-Zeit /
So daß vor lauter Furcht ich gleichsam gantz erzitter'?
Bewahre mich / O GOtt! vor allem Ungewitter!