Achter Auftritt.

[318] Der Schauplatz verändert sich in ein Gefängnüs.


LIBERATA.

Jch bin zwar höchst-betrübt daß mich des Königs Macht

Ohn' alle Schuld gestürtzt ins Kerckers schwänze Nacht /

Daß vor die Engel ich in meinem Andachts-Zimmer

Hir muß gewärtig seyn der bösen Geister Schimmer /

Daß vor die Pagen mich ein Schergen-Knecht bedient /

Vor Lorber-Cronen mir nur die Zypreße grünt /

Vor Ehren-Kertzen ich nur Todten-Fackeln schaue /

Und im Gefängnüs mir das Grabmahl selber baue!

Allein mich kränckt vielmehr daß deß Alphonsus Hertz

Nicht weißlich weichen wil von seiner Libes-Kertz /

Vermeinend / daß ich mich ins Kerckers Finsternüssen

Ob diesem Heyraths-Werck was anders werd' entschlüssen.

Weil ich nun ärmstes Kind in höchsten Nöthen bin /

So lenck / O grosser GOTT / doch seinen schnöden Sinn

Durch deine Allmachts-Hand zu einem solchen Ende /

Daß Er die tolle Brunst von meinen Glidern wende.

Ach steh mir gnädig bey Du Dreymahl Grosser GOTT!

Zu deines Nahmens Ehr scheu ich noch Noth noch Todt!

Zu deines Nahmens Ehr wil ich gantz willigst leiden /

Es sol kein Unfall mich von deiner Liebe scheiden!


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 318-319.
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