|
[363] Alphonsus. Ramiro. Rodrigo. Die Pagen und Trabanten.
ALPHONSUS.
Ach wertheste Prinzeß! Mein Hertze wird gerührt!
Weil Dich dein Christus hat mit dieser Cron gezirt /
Die keine Tyranney von deinem Haupt kan trennen!
Numehro muß Alphons den wahren GOTT erkennen /
Den GOTT der Unß den Weg zum Himmel zeigen kan!
Mein JESU nihm mich auch zu deinem Diner an /
Und glaube daß Alphons wird deinen Nahmen ehren
Biß Jhm der dürre Todt die Geister wird versehren!
Jdoch nicht ich allein verehre disen GOTT /
Es sol gantz Portugal durch Ernstliche Geboth /
Die wir alß Landes-Fürst dem Reiche werden zeigen /
Sich auch vor dessen Macht in tieffster Demuth neigen.[363]
Und weil Uns die Prinzeß zu solchem Glück gebracht /
So ist mein ernster Schluß / daß Sie mit höchster Pracht
Zu Ewiglichem Ruhm der theuren Märtrer-Krone
Ein goldnes Ehrenbild empfah zu jhrem Lohne.
Laßt demnach im Pallast ein Creutze richten auff
Auß Peruan'schem Gold und stellt Jhr Bildnüs drauff!
Den Leichnam aber laßt auffs prächtigste begraben.
»Die goldne Keuschheit muß ein goldnes Grabmahl haben!«
Die singende Triumffirende Kirche kommet auß einem helleuchtenden Himmel auff den Schau-Platz.
1.
Jo Triumff! Stimmt Siges-Lider an!
Denn Jesus hat ein grosses Werck gethan
An der Prinzeß der schonen Liberaten /
Die allen Libes-Reitz
Ja Selbst das grimme Creutz
Großmüthig hat besigt durch Jhre Helden-Thaten!
2.
Io Triumff weil nicht nur Liberat /
Auch Selbst Alphons nebst seinem Reiche hat
Den Purpur-Rock des Glaubens angeleget /
Wodurch des Satans Macht
Glückseelig wird verlacht /
Hingegen Fried und Wonn' im Sternen-Saal erreget!
3.
Io Triumff! So wird mein Reich vermehrt /
Mit welchem mich mein Bräutigam beehrt!
[364] So wird erqvickt das Heer der Seraphinen /
Die stets der Märtrer Schaar
Bey jhrer Todten-Bahr
Mit einem Lorber-Krantz und Palmen-Zweige dinen!
4.
Io Triumff! Mich dünckt ich sehe schon /
Wie LEOPOLD auff seinem goldnen Thron
Der Fromme Fürst und Spigel aller Kayserg
Der Heyden grosse Macht
Und Pfauen-gleiche Pracht
Zu Christo bringen wird durch seine Lorber-Reiser!
5.
Io Triumff! Großmächt'ger LEOPOLD!
Der Starcke GOTT ist deinem Zepter hold!
Der wird auch Dir in diesem Glaubenswercke /
Wodurch ich werd' erfreut /
Zugleich Dein Thron verneut /
Verleihen Glück und Sieg und Alexanders Stärcke!
6.
Io Triumff! So sige nun Dein Stahl
Und schwinge Sich biß zu dem Sternen-Saal!
Der Engel Schaar wird Dir Selbst helffen streiten /
So wird ohn alle Müh
Den Tempel der SOPHIE
Dein JOSEPH mit der Zeit Glorwürdiglich beschreiten!
Und wird also unter dem Schall der Trompeten und Paucken dieses Schauspil beschlossen.
[365]
Buchempfehlung
Die beiden betuchten Wiener Studenten Theodor und Fritz hegen klare Absichten, als sie mit Mizi und Christine einen Abend bei Kerzenlicht und Klaviermusik inszenieren. »Der Augenblich ist die einzige Ewigkeit, die wir verstehen können, die einzige, die uns gehört.« Das 1895 uraufgeführte Schauspiel ist Schnitzlers erster und größter Bühnenerfolg.
50 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro