Das VII. Capitel.

Vom Gebet und Glauben.

[81] Es thut alles gerathen seyn /

Wenns G'bet Anfang und End thut seyn.


Das liebe Gebet ist Organum Organorum, ein rechter Bisemknopff wider das höllische anhauchen; ein köstlich Reuchwerck / und süser geruch / dardurch auch der Teuffel vertrieben wird und uns leben und segen bringt / Christen gebühr ist / fleißig beten /denn die Gnadenströme Göttlicher erbarmung fliessen allein durch das liebe Gebet / von oben herab zu uns /drumb heist es: indesinenter orate. der H. Ambrosius sagte da er vom Keyser Valentiniano[81] verfolget ward: Das Gebet und Zähren sind meine Waffen. Denn kein Mensch kan ohne Sünd das Gebet / auch ohne verläugnung seines Christenthumbs unterlassen / dadurch erhielt Moises den Juden das Himmelbrot Exod. 16. dadurch holete Elias ein Engel herab / so ihm geröst Brot und Wasser bracht. etc. Durchs Gebet wurd Holoferni durch die Judith der Kopff abgebetet und dem Eliseo das Heer der Engel zugesellet; Man mus aber im Gebet Hertz / Sinn und Muth fein zusammen fassen; Die Welt gedancken alle fahren lassen / damit man auch dem bevor stehenden Vnglück zuvor komme. Denn deß gerechten Gebet vermag viel / wenns ernstlich ist. Math. 21. und Jacobi. 5. cap. Mehr vom Nutz deß Gebets kanstu in Herrn Arnds Paradeisgärtlein zu lesen finden. Autor.


Ex imo ceu corde preces laudesque profectas

Suscipe, & exaudi Christe benigne meas.


Ein frommer Einsiedel sahe einsten den Teuffel mit einem Buch vor seiner Clausen vorüber gehen / den fragte er / wo er hin wolte / er sagte / er wolte zu Gott / und ihm der Menschen Sünden vorzeigen / wiese dem Einsiedler auch seinen Namen im Buch / und acht Bletter voller Sünden; der Einsiedler erschrack /sagte zu ihm; fahre hin / was du vor Antwort bekombst sage mir wieder / fiel unter deß auff seine Knie und betet andächtig ümb verzeihung der Sünden / und daß Gott den Sathan stürtzen und[82] steuern wolte; Was geschicht / der Teuffel kompt bald wieder nacket unb blos voller Beulen und Wunden / klopfft beym Einsiedel an / und sprach; Dein gecreutzigter JESVS kam mir entgegen / nam das Buch und stach ein loch dadurch / und zutrat mir meinen Kopff / daß ich kaum gehen mocht; Der Einsiedler danckte hierüber Gott und ließ den Teuffel fahren. preses & lachrymæ arma sunt ecclesia. in vit. Patr.


Ante DEUM stantes ne sitis corde vagantes,

Si mens non orat in vanum lingva laborat.


Camerarius in der Historien von Brüdern in Böhmen / setzt diese Historien; Vor etlichen Jahren ungefähr wurd ein frommer Prediger in Böhmen / umb der Göttlichen Warheit willen ins gefängnüß geleget / den steuerten fromme Christen / daß er sich darinnen erhalten möchte; Als aber solches mit grosen Ernst verbothen wurde / hat et sich seines Lebens gäntzlich verziehen / und nach Gottes willen zu sterben ergeben; Was geschicht; als er sich ohngefähr zu dem Fenster im gefängnüß wendet und inniglich betet /sihet er daß ein Vogel zum Fenster fleugt / (gleich wie die Raben Eliam speisen musten) läst ein lümplein oder zetterlein fallen / er hebt es auff / findet darinnen einen Vngerischen Ducaten / davon er ihm durch die Hüter ließ Speis kauffen / biß er nicht lang hernach aus dem Gefängnüß los ward. gezw. Ayd.


[83] Is felix ac prosper aget, qvi hæc omnia servans

Sic vitam instituat Diu inculpabilis ut sit.


Herr Mathesius sel meldet daß das sein schönstes Gebet sey gewesen / so es im Bapstumb von einem alten Mütterlein gehöret und behalten / und solches hab er gelernet als er sey sieben Jahr alt worden: O Marter groß / O Wunden roth / O bitterer Tod deß Sohnes Gottes / komm mir zu hülff in meiner letzten Noth / wenn mein Hertz bricht / verlaß mich nicht HErr JEsu Christ. Mathesius.


Qvi me servasti puerum juvenemque virumque,

Nunc fer opem misero CHRISTE benigne seni.


Als D. Salomon Gesner / Professor zu Wittenberg kranck wurde / und sein Sterbstündlein herbey rückete / danckte er seinem lieben Gott hertzlichen / daß er ihn zu solchen Ehren bracht / und das liebe Brot mildiglich bescheret hätte / denn als sein Vater ihm abgestorben / und er sieben Jahr alt gewesen / hätte er das date Panem propter DEUM singen müssen / da er denn offtermals gesagt / daß in der theuerung daß Brot so ihm von Eycheln und Buchen gepacken / die Leute geben / viel besser geschmecket habe als Semmelbrot / welches dann durch Gottes Segen geschehen ist / das thuts sagte Doctor Luther / daß sind die rechten / die in geflickten Kleidern und Schuhen gehen /und die lieben Partecken sammlen / welches gemeiniglich fürnehme und hohe Leute werden / derer ich etliche her erzehlen könte.


Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 81-84.
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