Vom Glauben.

[84] Sint unum, doceant unum, fateantur & unum,

Unum qvi à Christo nomine nomen habet.


Glaube der Christen hat die Krafft Sünde zu zudecken / Missethat zu überwinden / aus einem Gottlosen Menschen einen frommen zu machen. Vnd ist Glauben viel kräfftiger / als Sündigen / es muß ein grosser Glaub im Schecher gewesen seyn / daß er den für seinen Gott und HErren hält / der mit ihm als ein übelthäter am Creutze stirbt. Ambros. serm 45. Origenes.

Ein Weib spricht auff eine Zeit zu Herrn Doctor Luthern / sie könte nimmermehr glauben / Betet mir euern Kinderglauben her / sagte er; Das thete sie mit grosser Andacht / als sie nun ausgebetet hätte / sagte D. Luther / glaubt ihr diß / Ja; sagte das Weib: so glaubt ihr noch stärcker als ich / sagte D. Luther /denn ich auch meine Anfechtung empfinde / darauff danckte die Frau Gott und gehet mit Freuden von ihm hinweg. Mathesius.


Trau Gott / bet und wart mit Gedult

Deinß treuen Gottes Hülff und Huld /

Der kan und wil dich lassen nicht /

Ob gleich dein Hertz nein darzu spricht.


Magister Anthonius Musa / klagte Herren Doctori Luthern treulich / er könte selbst nicht glauben was er[85] andern Leuten predige; Gott sey lob / sagte Lutherus daß andern Leuten auch so gehet / ich meinete ich wäre allein; Dieses Trosts konte Herr Musa darnach sein lebenlang nicht vergessen. Mathesius.


Wenn wir hättn all einen Glauben /

Gott und gemeinen Nutz vor Augen /

Ein Maß / ein El / ein Gwicht und Geld /

So stünd es wol in aller Welt.


Man lieset in S. Augustino von einem Medico der die Aufferstehung der todten nicht gläuben können /dem kompt einsmals in der Nacht im Schlaff ein Jüngling für / fragt ihn freundlich; ob er ihn auch kenne / der schlaffende Medicus spricht / wie sol ich dich kennen / der ich dich doch dein lebelang nicht gesehen habe / noch deine Stimme gehöret / aber ietzt sehe und höre ich dich wohl / daß wenn du mir weiter fürkömst / wolt ich dich wol kennen; da hat der Jüngling gesagt / wie kanstu mich sehen oder hören / so du doch schläffest / und deine Augen und Ohren zugethan und verschlossen sind; Drumb glaube und lerne forthin / daß auch andere Geistliche Augen sind / damit die so an Christum glauben / ihn sehen / wenn schon durch den leiblichen Tod ihre Augen verschlossen sind.


Crede DEO, sufferque malum patienter, & ora.


Die Aphricanische Kirch / hätte diesen gebrauch an sich / wenn man den Glauben sang und auff diese[86] Wort kam / das Fleisch sol uns wieder leben / muste ein ieder seine Hand auffheben / und auff seinen Leib mit fingern zeigen / zum Zeugnüß / er gläube / daß eben das Fleisch so er ietzt an dem Hals trage / werde wieder von den todten am Jüngstentag zum ewigen Leben aufferwecket werden. Strig.

Ein ieder Mensch sol mit höchster Andacht die Knie deß Hertzens beugen wenn diese Wort: Gott ist Mensch worden: gered oder gesungen werden.


Dum canerent qvondam verba hæc: DEUS EST HOMO FACTUS,

Rusticus est visus non aperire caput.

Ut genus hoc hominum rigidum qvod degit in agro,

Incultisque ferè moribus esse solet.

Astitit huic Sathanas, colaphumque inflixit & inqvit:

Pessimus es nebulo nec reputandus Homo.

FACTUS HOMO DEUS est; nec eum dignaris honore.

Qvi sumus infernis turba dicata locis,

Qvotidiè grates ageremus pectore toto,

Et proni in duram procideremus humum.


Wer bauen wil gegen der Gaßn /

Der muß Männiglich reden lassen.


Zu Doctor Luthers Zeiten kam ein fürnehmer Doctor aus Franckreich gen Wittenberg / der sagte öffentlich / daß sein HErr für warhafftig wer berichtet worden / es wäre bey der Lutherischen Religion kein[87] Obrigkeit / kein Glauben kein Ehestand / es gieng alles untereinander / wie das thumme Vieh. Verleumbd und Lüg ohn alle scheu / alzeit ja etwas hafft dabey. Strigen.

Ein Schultheis in Westphalen wolte durchaus die Aufferstehung der todten nicht gläuben / endlich auff viel zureden sagte er / er wolte es dem Herrn Pfarrer. zu gefallen glauben Strig.

Philippus Arabs sol unter dem Römischen Keysern der erste gewesen seyn / so Christlichen Glauben angenommen Anno Christi 252. Fide DEO. diffide tibi, nam fidere mundo mortis opus. Chr. Carion.


Wer / was / zu wem / warumb / wie / wann /

Du redst, fleißig solt achtung han.


Doctor Luther wurd einsten gefragt / ob auch nach der Aufferstehung in der andern Welt würden unvernünfftige Thierlein seyn / Ja; sagte er; der neue Himmel wird nicht öd seyn / sondern voller schöner Creaturen / ein iedes Hündlein wird ein güldenes Halsband haben / von Edelgesteinen / und an einem ieden Härlein ein Perlein; Als er ferner gefraget wurd / ob wir auch einander kennen würden / sagte er / Ja; Maria Magdalena / kante den HErren Christum an seiner Rede / da er wider aus dem Grabe kam; die Jünger kenneten den verklärten Moysem und Eliam; die Leute zu Jerusalem kanten die Heiligen / so mit Christo aus dem Grabe gegangen waren / ich vermein auch / spricht Doctor Luther / weiln der reiche[88] Man Abraham und Lazarum gesehen / die Gottlosen werden mit ihren schaden der frommen Freud und wonne sehen / welche sie alhie geplaget haben. Mathe.

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 84-89.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Catharina von Georgien

Catharina von Georgien

Das Trauerspiel erzählt den letzten Tag im Leben der Königin von Georgien, die 1624 nach Jahren in der Gefangenschaft des persischen Schah Abbas gefoltert und schließlich verbrannt wird, da sie seine Liebe, das Eheangebot und damit die Krone Persiens aus Treue zu ihrem ermordeten Mann ausschlägt. Gryphius sieht in seiner Tragödie kein Geschichtsdrama, sondern ein Lehrstück »unaussprechlicher Beständigkeit«.

94 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon