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[170] In deiner Traurigkeit / bey deinen grossen Schmertzen /
Schau dich ein wenig ümb / und nimb den Trost zu Hertzen
Daß manch fromm Christen Mensch mehr hab / als du zu klagen /
Bey seiner schweren Last / die er muß täglich tragen.
Keyser Artaxerxes bittet den Democritum / er sol ihm doch seine Gemahlin wieder lebendig[170] machen / er läst ihm sagen / es sey zwar ein schweres Ding / doch wenn er ihm 30. Männer verschaffete / deren ieder 60 Jahr alt wär / und sein lebetag kein Vnglück erfahren hätte / wolte er deren Namen auff das Grab schreiben / und sie also wieder lebendig machen. Tacitus lib. 2. annalium.
Gehts nach Glücke mit reichenschall /
So finden sich Freund allzumahl /
So bald sich aber das Gluck verwend /
Ist alle Freundschafft aus behend.
Als ein König sterben wolt / und sahe seinen Sohn noch zu jung zum Regiment zu seyn / ließ er ihm einen grossen güldenen Apffel machen / gab ihn dem Sohn und sprach / er solte umbherziehen / und der Leut sitten erforschen / und wo er den grösten Narren finden würd / solte er ihm den Apffel geben / und hernacher Land und Leut regieren. Da er nun überal herumb gezogen war / kam er übers Meer in ein Land zu einem König / der that was ihn gelüstet / es war gleich wider Gott / wider sein Wort / natürliche und weltliche Gesetz / alle Zucht und Erbarkeit; biß sahe der junge Herr mit verwunderung an / trat zu dem Kämmerling und fragte / was es vor eine gelegenheit mit dem König hätte / der sagte zu ihm / wir haben in diesem Lande eine solche Gewonheit / daß wir in erwehlung eines Königes nicht sehen auff groß Geschlecht /[171] Kunst / Gunst oder Weißheit / sondern nemmen einen aus dem gemeinen Volck / doch mit diesem bescheid / daß er nur ein einiges Jahr regiere /und dasselbige Jahr über in seiner Regierung Macht habe zu thun / was ihm gelüstet: Wann aber das Jahr ümb ist / wird er seines Ampts entsetzt / und in ein Gefängnüß geworffen / darinn muß er die Zeit seines lebens über verbleiben / Hunger und Durst / Hitz und Frost / und den elendesten jammer ausstehen; sterben und verderben; Ey sagte der junge Herr / das ist ein Narr der umb eines einigen Jahrs wollust wegen / ihm die andern Jahr hernach bitter und herb macht / Ja; spricht der Kämmerling / da man nur einen sucht /findet man ihrer wohl tausent: Ach spricht der Herr /solcher thörichten Narren hab ich die Zeit über meiner Reiß nicht gefunden; gieng derwegen eilends zum Könige / und verehret ihm als den grösten Narren das Geschenck seines Herren Vaters / und zog wieder in sein Land / und regierete hernach. In recollectorio historiarum notabilium de vitiis & virtutibus. Strig. pag. 100.
Mollissima corda humano generi dare se natura fatetur, qvæ lacrymas dedit, hæc nostri pars optima sensus. Juvenalis Sat. 15.
Weinen und Trauren sagt Prediger Salomon hat seine Zeit / denn der Mensch nicht stählern noch eisern / sondern er kan sich in Vnglück betrüben und[172] in Glück sich freuen / ihrer viel sind offtmals in Kranckheit gefallen / wenn sie das Elend verbergen wollen. Isidor. Pelusiom. lib 8. epist. 176.
Einer Adelichen Wittbe zu Erfurth solten ihre Söhn gerichtet werden / welche nicht zu erbitten waren /noch loß zu machen / Als sie zur Richtstadt vor ihr Hauß vorüber geführet worden / hat sie vor Aengsten Blut geweinet. Leve ærumnas ferre, sed perferre grave. Strig. pag. 339.
Ein Spanier Oberster wil auff eine Zeit aus Indien /mit seinem Schatz / Weib und Kindern / nach Hauß segeln / wirb ihm aber all sein vermögen von Meerräubern und Wilden Leuten abgenommen / in eine Einöd und Wildnüß gejaget / da war weder zu brocken noch zu beissen / konte auch weiter nicht kommen; er vermeint im Wald was zu schiessen / bekompt nichts / geht wieder zu Weib und Kindern / da findet er ein Kind todt / sie die Frau hatte aus Keuschheit sich mit Sand unten herumb bedeckt / weiln auch die Kleidungen hinweg genommen / kont vor Elend nichts zu ihrem Mann sagen; er geht wieder in grosser kümmernuß in Wald / und als er wieder kompt / findet er das Weib mit einem Kind nochmals todt; thut solche neben der Magd im Sand / so gut er gekont verscharren; und geht mit traurigen Hertz / betrübten Leid und Jammer wieder auff den Wald mittel zu suchen / wo er möcht auff und darvon kommen. In Trauergeschichten.
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Welches ist das gröste Gut der Welt?
Das Gewissen / wenn manns rein behelt.
Als Keyser Constantinus Magnus den Aussatz bekam / riethen ihm die Aertzt er solte sich mit kleiner Kinder ertödten Blut waschen. Da nu Kinder und Scharff-Richter herzu gebracht waren / hat sich solch heulen und weinen von den Müttern erhaben / daß der fromme Keyser zu Mittleiden beweget worden / den Eltern die wieder zu geben / und als er vom Bischoff Crispo getauffet / ist er deß Aussatzes hernach ledig worden. Cedrenus.
Wer in deß höchsten Hute sitzt /
Wird von der Engel Wach beschützt /
Daß er in des Todes Rachen /
Kan des Todes Pfeile lachen.
Zur zeit des angehenden Evangelii war im Ambt zu Weida / ein treuer Prediger / diesen hatte Gott also angegriffen / erstlich sein Weib und Kinder / mit der Pest heim gesucht / daß sie daran gestorben: Darnach ist ihm das böse Feuer in einen Arm kommen / und denselbigen angezündet / dz man ihm solchen mit einer Sägen hat abschneiden müssen: Folgends / ist er seiner Sinnen beraubet worden / daß man ihn an Ketten hat legen und bewahren müssen; Aber er ist wieder zu seiner Vernunfft kommen. Als er auff ein neues hat schwachheit empfunden / hat er Gott alle Noth vorgetragen / und ihn angeruffen / mit diesen[174] Worten: Lieber Gott was wilstu ferner mit mir machen / eben in dieser Stund / hat ihn die folgende Kranckheit angestossen / und ist also durch dieses Mittel / auß diesem Leben abgeschieden. Crede, ora, pati disce, salvus eris. Christi. Georgi. in l.c.
Spontane a miseria & liberè suscepta.
Laertius schreibet / in vita Diogenis / daß er sey zu finden gewesen / mit einem Mantel und Stecken /damit er die Hund von sich gejaget / sonsten hat er die Nacht über in einem Faß gestecket / sein Nacht-Lager darinnen gehalten / deß Tags über das Faß an einen Zaun gehengt / seinen Hunger mit einen Kraut gestillet / Brunnen-Wasser getruncken / außgehölert / Brot ward seine Schüssel / an statt des trinck geschirrs brauchte er die hole Hand. qvod placet obliviscitur, qvod dolet, meminit. Flit. p. 416.
Ein alter Prediger wurd in seiner Kranckheit von Durst hefftig geplaget / welcher vor dessen ein Mönch im gelobten Land gewest war / der sagte / ach wer nur ein Beerlein hät von Hebron / daran ihr zwen genug zutragen gehabt / das hörete D. Förster. Valerius Herberger. pag. 254.
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