|
[289] Qvi dederit gelidæ potum sitientibus undæ,
Mercedem capiet cælicaregna suam.
Ein Adelicher Amptman war eine Meil von Saltzburg / da bat ihn ein Bauer er solt ihm doch was von Korn lassen / der Amptman schlug es ihm ab / darüber erhitzt sich der Bauer / geht heim und erwürgt alle Kinder / geht hernach wieder zum Amptman / erzehlet ihm die Mordthat so er begangen / der Amptman erschrickt darüber / wil ihm hernach Korn lassen / als er auff den Boden kompt / findet er Schlangen / Ottern und andere gifftige Thier auff dem Getreid herumb kriechen. O qvàm dura premit miseros conditio vitæ! Sleidanus contin: lib. 7.
Ambitiosus honos & opes & fæda voluptas,
Hæctria pro trino numine mundus habet.
[289] Anno Christi 1571. begibt es sich in der Theurung daß zwene Korn-Wucherer ihr Korn zu Schiff laden und wegführen wollen (zwo Meilen von Lünenburg geschehen) und da sie auff den Korn Boden gehen /solches ein zufassen / so fleucht ihnen das Korn entgegen / und nehmen sie beyde darüber ein erschreckliches Ende / einer starb deß jehen todes / der andere wolt sich ersäuffen / gieng aber in der Angst also dahin / der Hertzog hat hernach die Cörper verbrennen lassen. Bona conscientia mihi opus est propter DEUM, bona fama propter proximum. Augustinus. Sleidanus. cont. lib. 7. pagina 209.
Anno m. 2025. war unter den Zamæis eine hefftige und geschwinde Theurung. Faustus.
Anno m. 2238. unter dem König Beles in Assyrien graßirte gleichfals eine hoch beschwerliche grimmige Theurung. Subdere colla decet, qvia sunt juga dulcia Christi.
Ein Scheffel Korn galt zu Athen in der Belägerung Syllæ hundert Cronen. Ph. Mel.
Da Pescennius Niger Stadthalter in Syrien war /und zu Bisantz lag / haben sie aus Hunger Menschen Fleisch essen müssen.
Zur Zeit deß Gothischen Königs Wittigis haben die Mütter gleichfals ihre Kinder hungers wegen erwürgt und gessen. Chron. Carion.
Vnd das geschahe auch zur Zeit Königes Totile daß sie zu Placentz haben Menschen Fleisch essen müssen:[290] Ein Mann ist zu Rom in die Tyber hungers wegen gesprungen sich ersäufft / und hat seine Kinder nach springen heissen. O mens cæca hominum & venturæ nescia sortis. Chron. Carion.
Anno Christi 1540. Item / 1590. ist am Rheinstrom solche hungers noth gewesen / daß viel Leut verschmachtet / auch darbey grosse Hitz daß alles verbrunnen / Bäum und Gestreuch verdorret / die Bäche verdrucknet / daß man aller Orten durch den Rhein waten können. Butschkius.
Hilff Helffer Hilff Heiliger HErr.
Anno Christi 1602. ist in Littau solche hungers noth gewesen / daß sie die armen Sünder vom Gericht / todte Cörper / Hund und Katzen gefressen haben. O miseri, dum tempus adest, cognoscite tempus. Butschkius. fol. 58.
Nobile vincendi genus est patientia cordis,
Qvæ superat hostis illius ferociam.
Ein Sohn wolte seinen Vater nicht mehr als vor einen Vater erkennen noch halten / verlaugnete seiner gantz und gar / als er im Noth und Armuth zuflucht bey ihm nam. Da aber der alte weinend und Trostloß von dem Sohn abweichen must / klagte er es Gott inniglich mit Hertzbrechenden Gemüth / darüber[291] wird der Sohn alsobald unsinnig. Es sol also heissen /
Wilt du mit Ehren werden alt /
Dein Eltern auch in Ehren halt /
Was du wirst deinem Vater thun /
Das wird dir g'schehn von deinem Sohn. Manlius.
Der Adler stirbt im alter vor Hunger / dieweiln ihm der Schnabel krum wächst / und seine Speiß nicht mehr geniesen kan. Münsterus.
Zwene Brüder reysen einstes durch der Heyden Land / welche ihrer Religion nicht zu gethan waren /und da sie der Hunger über fiel / wolte der eine von ihrer Speiß nichts essen / und ist drüber gestorben /des andere aber so aus Noth gessen / ist lebendig geblieben. Mundis omnia sunt munda. D. Luth.
In der Belägerung der Stadt Pidna / darinnen auch deß Königs Alexandri Mutter die Olympias war /haben sie ehe sie die Stadt auffgegeben / Menschen Aaß essen müssen. O fluxum decui humanum, ô variabile tempus! Chron. Carion.
Der rothe Löw so vorher dem Keyser eine Million Gold verehret hatte / kam endlich in die höchste Armuth. Mergitur in ventrem fundus domus atque supellex. Stegman.
Plautus der edle Comedienschreiber ist aus Armuth gezwungen worden / sich zu einem Becker zu[292] vermieden / und hat zu Rom an einer handmühlen (welches eine schwere Arbeit war) ziehen müssen / sich dadurch zu erhalten / nach verrichter seiner Hand-Arbeit hat er sich übergesetzt und seine Comedien geschrieben / dieselbige verkaufft. Früh auff / spat nieder /bringt verlohren Gut wieder. Butschkius.
Als Hannibal Caßilinum belägert / hat eine Mauß 70. Cronen gegolten. Valer. Max.
Zu Athen in Griechenland hat ein Sohn seinen Degen aus gezogen und mit dem Vater über einer Mauß / so von den Tramen gefallen / scharmütziret den Hunger damit zu stillen. Ecce fames comes est homini certissima pigro. Plutarchus.
Anno Christi 1590. galt zu Pariß ein pfund Butter 3. Cronen / ein Ey 12. Stüber / 1. Loth Weiß Brot 1. Cronen / ein Sümmer Korn 120. Cronen.
Wenn Menschen hülff gar hat ein End /
Kompt Gottes hülff als denn behend.
Von Hungers wegen zeucht ein Mann von Rheinstrom nach Thüringen mit seinem Weib und Sohn /als aber der Hunger unterwegs so groß / ist der Mann in willens seinen eigenen und einigen Sohn zu schlachten / die Mutter aber erschrickt hefftig / bittet ümb Gottes willen / solches an seinem eigenen Fleisch und Blut nicht vor zu nehmen / ob er nun schon solches gern unterlassen hätte / zwang ihn doch[293] der bittere Hunger darzu / als er nun dem Knaben das Messer an die Gurgel setzt / da hebt sich ein Gereusch und als er ümb sihet / spürt er das zwene Wölff einen Hirschen angefallen / und im Wald zurissen / zeucht also das Messer vom Knaben ab / und laufft hin / verjagt die Wölff / und isset das rohe Fleisch der Hindin / und stillet also den Hunger / da sonst sein eigener Sohn daran gemust hätte. Confisus Christo nunqvam confusus abito. Ghonneyer.
Ein weiser hoch verständiger Mann /
Läst sich Vnglück nichts fechten an /
Sondern überwind gewaltiglich /
Was er leidet und ihm gebricht.
Anno Christi 1569. fielen die Tartarn den Moscobiter an / in die 80000. starck / wolten das Königreich Astracan wieder haben / so vorher der Tartarn gewesen / da kam eine solche Theurung / daß sie nicht gnug Pferd Fleisch zu essen hatten / ein Centner Brot galt 84. Vngarische Ducaten / ein halber Scheffel Meel 20. Ducaten. Chron. Polon.
In Belägerung der Stadt Cammerich Anno Christi 1581. galt eine Kuh 200. fl. ein Schaff 50. fl. ein pfund Butter 24. Stüber. Fames optimum condimentum. Butschkius.
Keyser Darius hat einsmals trüb und blutige Wasser trinckenmüssen / so von den erschlagenen mit[294] unter gelauffen / da er hernach gesagt / er hätte sein lebtag nichts lieblichers getruncken. Darum patientia frango.
Anno Christi 1640. ist das Korn ziemlich hoch gestiegen und gab es in Meissen ümb Annaberg sehr viel Mäuß allerhand Farben / welche das Getreid stückweiß hinweg frassen / wenn am Tag was abgeschnitten wurd und wegen der Wicken dorren solt /die Nacht liegen must / waren andern Tags die Aehren von Mäusen abgefressen / daß man das blose Stroh auff samlen must / und eben also ist es ümb Eißleben instehendes 1653. Jahrs im Herbst bey der Wintersaat auch hergangen / daß die Mäuß alles abgefressen /und mancher zwier säen müssen. R.
In der Stadt Arien war Anno Christi 1641. im December solcher Hunger / daß alle Hund / Katzen /Mäuß und Ratten verzehret wurden / eine Katz wurd bezahlt ümb 8. fl. Hund 15. fl. Mauß 15. fl. die Soldaten haben die Riemen von den Brustharnisch abgenagt und gefressen. R.
Dionysii Syracusani Sohn hat endlich aus Armuth zu Corintho ein Schulmeister werden müssen. M. Porta.
König Ptolemæus als er auff eine Zeit von seinen Dienern in Egyptenland kommen und er hungrig worden / hat er einen Bauren ümb ein stück Brot ange sprochē / welcher es ihm geben / gantz schwartz Brot / da der dann gesagt / es hätte ihm niemals noch so gut[295] geschmeckt als eben da. Ne te invisa fames alieno vivere prato cogat. Butschkius.
In Rußland wurd Anno 1639. das Korn von garstigen Würmern auff dem Feid hinweg gefressen / also daß die Leut zum andern mal ackern und säen müssen / und als ein Bauer aus Vnmuth solcher Würmer eine Hand voll ins Feuer geworffen / sind sie ihm die Nacht im Schlaff erschienen / gesagt; dieweiln du uns verbrennet hast / die wir Gottes Ruthen sind / also sol auch zur Straff dir und deinem Haab und Gut wiederfahren / darauff andern tags ein Feuer auskommen und deß Bauern Hauß und Hof mit weggebrennet hat. R.
Eben dieses Jahrs war auch grose Noth in der Marck Brandenburg / daß deß Hungers sich zu erwehren / viel Leut vom todten Aaß sich sättigen müssen /in der mittel Marck must man die Hund darnieder schiessen und zur Speiß gebrauchen: Ja in Polen muste man Eichen Laub und Kräuter samlen / denn Brot daraus backen / den Hunger darmit stillen / da denn die Leute darvon auffgeschwollen und in Kranckheit gerathen sind. Artis opus est adversa ferre. R.
Zu Speier sol tempore Ferdinandi Cæsaris, ein Megdlein 4. gantzer Jahr ohne Speiß und Tranck gelebet haben. Gregor. Horst. lib. 7.[296]
Die Hertzogin von Florentz hat ein Mensch 16. Monat ungessen und ungetruncken bey sich gehabt. Licetus.
Catharina eines Kieffers Tochter zu Schmidweil er in der Pfaltz hat 7. gantzer Jahr nichts gessen noch getruncken. Lemnius. Licet.
Eine Dirn in Piemont hat gantz nichts gessen / nur allein Wasser getruncken und sich darmit erhalten /welche eine geraume Zeit sich auch zu Genua auff gehalten hat.
Item Peter Vnder ein Schweitzer sol 20. Jahr ohne Nahrung gelebet haben / sonsten ein Dürrer hagerer Mann gewesen seyn. Schauplatz.
Anno Christi 1633. ist zu Madrit der Residentz daselbst in Spanien ein solcher Brot mangel entstanden / daß auch viel der vornehmsten dessen nicht zur gnüg gehabt / und so was ankommen einander solches nicht allein aus den Händen gerissen / sondern sich gar ein ander deßwegen erstochen / und als der noth wegen ein Kornhauß eröffnet werden müssen / Getreid zu verkauffen / ist es durch der Leute Beschwerung und überhäuffung gar eingefallen / ihrer viel gar erschlagen / und sie beschädigt. R.
Anno 1638. wurd ein Engeländisches Schiff / uff den Custen von Sanct Martin / durch Sturm von andern Schiffen verschlagen / daß sie nirgends anlenden können / und weiln kein Brot mehr verhanden / haben sie durchs Los zwey Personen schlachten / ihr[297] Blut trincken / und sich also darmit hungers und dursts erwehren müssen. R.
Eben eine solche Geschicht / hat sich auch zugetragen / unter deß Königs Cambysis Kriegsleuten; Da er wieder die Moren gekrieget / alß der Vorrath aller auffgezehret / haben sie das Los werffen und den zehenden Soldaten schlachten und essen müssen / sind doch noch letzlich gezwungen worden / unverricht von ihnen mit Krieg abzulassen. Herodotus in Thalia lib. 3.
Wer sich stets spiegelt kraust und schreit
Da leid noth die schamhafftigkeit.
Es war vor Jahren zu Halberstadt ein Burger / der that keinen armen schwachen nothleidenden Menschen was guts / halff auch nit noch beförderte seinen Nechsten in etwas / sondern er lebete alle Tag herrlich und in freuden; Da er nun starb / kam alle Abend in sein köstlich erbaut neu Hauß ein Gespänst / setzte sich leibhafftig an Tisch / als wenn er es selbst mit seinen Gästen were; Da wurden güldene Credentzer auffgesetzt / Fackeln vor dem Tisch gehalten / Instrumenta und Seitenspiel gebrauchet / und das werete eine lange Zeit / ehe es wieder verschwunden / zur warnung allen ruchlosen Mastseuen. M. David Dimpel / in der Kirms-Pred.
Qvi nescit orare, ingrediatur mare, & discat navigare.
[298]
König in Dennemarck / trieb auff eine Zeit hungers wegen / in die 300000. Mann aus seinem Land hinweg / die füreten eitel lange Spieß / und hätten lange Bärt / daher sie die Longobarten / sind genennet worden. / Zeitbuch. Nicolai in 13. pagina 137.
Anno Christi 851. war ein solcher Hunger in Teutschland / daß ein Mensch das andere fraß: Bey Meintz war ein armer Mann / der führete alle seine Kinder in Walt hinaus / in willens dieselben zu schlachten / zu dem ein Wolff kömbt / und ein todtes Kalb im Maul trägt / und es vor ihm fallen läst / der arme Mann nimbts und erwehrt sich deß hungers darmit. Caspar Hedio.
Anno Christi 1027. war solche Noth in Teutschen-Land / daß einer vor 38. gr. ja wol vor einen Ducaten Brot essen kunt / und sich doch nicht ersettigen.
Da Antiochia in Syrien Anno Christi 1098. von Christen belägert war / haben sie solchen Hunger erlitten / ein Eselsbein galt 60. fl. ein Ey 12. Meißnische pfenning. Zeitb. pagina 476.
Si rectè aspicias vita hæc est fabula qvædam.
Vor Christi Geburt 436. ists zu Rom so theuer gewesen / daß sich viel Leut wegen hungers von Steinfelsen zu todt gestürtzet haben: Bey solcher grossen schwebenden Hungersnoth / fand sich ein ehrlicher Bürger / nahmens Spurius Melius / der erlösete auß der Gefängnüß wegen verübter schulden / 300. Burger[299] und läst den Armen viel Geträid austheilen / dennoch ist ihm das Glück so widerwertig gewesen / dz er mit steinen ist zu todt geworffen worden. Livius lib. 4.
Das liebe Creutz Trübsal und Noth
Ist frommer Christen täglichs Brot.
Anno Christi 1636. und 1637. verursachete das Kriegswesen / an vielen Orten in Römischen Reich grosse theurung / in dem die Felder nit bestellt werden konten / daß auch umb Wormbs / die Leut die Todten und verschmachteten Cörper angegriffen haben / ja in Elsas die armen Leute die Bein von Misthauffen zusammen gesuchet und genossen haben. R.
Bey Heppenheim auff der Bergstrassen haben sie Schnecken / Frösch / Hund / Eicheln und anders mehr gessen / also daß sich dadurch grosse und schwere Kranckheiten erreget haben. R.
Vor Christi Geburt 366. ward ins Königs in Persia Läger solcher grosser Hunger daß ein Esels Kopff 9. fl. gegolten / Er der König selbs letzlich in seinem Königlichen Purpur und güldenen Kleid iedes Tags 6. Meilen zu Fuß dem Hunger zu entlauffen gehen müssen. Plutarchus in vita Artaxerxis.
In Mithridatis Lager fiel bey der Stadt Cyzico auch so grosser Hunger ein / daß ein Mensch das andere darnieder riß und fraß. Omnia ad placitum DEI. Florus.
[300]
Auff Gott / gut Gewissen und Ehr
Allein hab acht / und sonst nicht mehr /
Das ander wird sich alls fein finden /
Gott nie keinen frommen lies dahindn.
Vnterm Keyser Claudio / entsteht ein solcher Hunger zu Rom / daß in 11. tagen / kein Korn noch Brot zu haben gewesen / darüber sich die Römer erzürnet /den Keyser auff dem Marckt / mit stücken Brot geworffen haben / bey welchen noch etwas ist in Vorrath gewesen; Welches denn der Keyser also hoch empfunden / daß er 395. Raths-Herrn sambt vielen Rittern und andern tödten lassen. Tacitus Zeitb. im 11. pagina 10. 2. part.
Anno Christi 946. ist solcher Hunger in Franckreich gewesen / daß die Lebenden Menschen / viel todte Cörper / sambt allen Hunden und Katzen / im Land auffgefressen haben. Zeitb.
Spes est qvæ capiat, spes est qvæ pascat amantem.
Anno Christi 1636. lendete ein Schwedisches Schiff zu Dantzig an / so aus der Pillau ausgefahren /nach Pommern segelt hatten nur auff 3. Tag Proviant mit sich genommen gehabt / und vermeinet gewiß überzukommen. Als sie aber vom Wind gantzer 7. Wochen waren umbgetrieben worden / und nirgend anlenden können / haben sie hungers sich zuerwehren / Weib unb Kinder übern Port geworfen / nochmals die verstorbenen unter ihnen gefressen /[301] sich selbst auch aus höchster Noth angegriffen / an Händen und Füssen abgenaget / als sie nach Dantzig kommen /und ehe ihnen Proviant hinaus geschaffet werden können / haben sie als hungerige Wölff in die Erden gefallen / Wurtzeln und Kräuter und was sie erwischet hinein gefressen. R.
Anno Christi 1638. liessen sich in Hessen / Francken und Meissen die Mäuß häuffig in Gärten und Weinbergen sehen / frasens alles auff / ja sie sind mit grossen Scharen über die Mulda und Elb geschwummen. Mus satur insipidam dijudicat esse farinam. R.
Anno Christi 1076. sind wegen unträglichen Hungers aus Prag 4250. Jüden verjagt / und doch noch tausent darinnen gelassen worden. Crantzius.
Anno Christi 1272. ist zu Erfurt so grose Theurung gewesen / daß das kleine Malterkorn 36. fl. golten und über die 6. Schock Menschen hungers gestorben sind. Spangenberger.
Anno Christi 1315. ist solcher Hunger in Thüringen und Meissen erfolget / daß die Eltern die Kinder /die Kinder die Eltern verzehret haben; Vnd hat man mit schwerer müh das Korn auß Sicilien nach Meissen führen müssen / die Armen Leut haben Vbelthäter von Rädern und Galgen herab gefressen. Mechovius.
[302] Anno Christi 1368. wars zu Mäintz und Erffurth so theuer / daß ein Bißlein Brot eines Ey groß / 3. Pfennig galt / sich auch derwegen ein Weib zu Meintz mit ihren Kindern im Rhein ersäuffete. Vrsperger Zusatz.
Zu Venedig galt Anno Christi 1382. ein Scheffel Korn / 40. fl. ein Ey 8. Pfennig / Zwiebel 6. Pfennig. Pauper enim non est, cui rerum suppetit usus.
Anno Christi 1438. war es in Meissen Thürinringen und Sachsen theuer / daß ein Bißlein Brot / einer Welschen nuß groß 3. Pfennig galt. Rivander.
Anno Christi 1495. wars in Böhmen so theur /daß ein Pfund Brot 12. Pfennig gegolten / durch einen Sturm wind wurden viel Heuser in der Lufft fort geführet / und hernach an einen andern Ort nieder gesetzt / daß sehr viel Volcks umbkommen. Hostitibus similes ad tempus in orbe vagamur. Zeitbuch pagina 797.
In aller Noth uno Elend mein /
Ist diß mein höchster Trost allein /
Daß Gottes Hertz / sein Hand und Mund /
Mich nicht verläst zu keiner Stund.
Anno Christi 1629. begab sichs in der Schlesien /daß zwene Bettler / der eine gantz blind / der andere mit trieffenden Augen / sich bey einem Städlein Hunds-Feldt /[303] an die Bettel-Strafen führen lassen das Allmosen zu samlen; Alß nun ihre Leut von ihnen wieder hinweg gekommen / und sie vermeinet gantz allein zu seyn / fehet der eine zu dem andern an. Du kerl / wo warest du nächten / daß du nicht zu Gast kamest / und liesest mir daß essen allein über den Halß? Der andere sprach: du Narr / was hast du denn so köstliches gehabt / er antwortete / ich ließ zwo Lebern braten / ein Geschling kochen fein gelb in sauern Sod / daß andere zu einem Lungenmuß hacken / starck gewürtzt / und hab eine Wasserkannen Bier holen lassen; Du leidiger Kerl du machetest da du nicht kamest und zu stoltz warest / daß ich andere Gäst muste darzu bitten / die mir es halffen verzehren: Welches ettliche Personen im vorüber gehen von ihnen gehört haben. mendicos validos ad duros coge labores. Butschkius im Kummerbuch.
Es war auch ein anderer Betler so mit der Hand wol etwas arbeiten mögen aus habender Stärck / welchem die Füß vor Jahren waren abgelöset worden / darunter weiche Küssen hätte / der läst ihm Anno Christi 1638. einen Barbirer eine Ader öffnen / bittet ihn auch er wolle bey ihm verbleiben / und mit seiner Suppen vor lieb nehmen / verehrt ihm sonsten darneben zum Tranckgelt einen Schreckenberger darmit ihm die ander wol bekommen möge / der Barbierer denckt was wil der Bettler wol vor eine Suppen haben / unter dessen kömpts Bettlers Weib /[304] bringt getragen eine Wein Suppen fein gelb / Item eine gebratene Schöpskeul und einen köstlichen trunck Bier / sie setzt auch auff einen feisten Kophan welches der Barbierer hoch betheuert in seinem Hauß also zu befinden nicht gewesen sey. Tollat te qvi te non novit. Samuel Butschkius.
Negocium non est opprobrium, ocium autem opprobrium est.
Ein Bettler zu Florentz ist eine lange Zeit betteln mit einem Esel ümbgezogen / als er sterben wollen /hat er seine Seel Gott / den Leib der Erden so in der Pfarr Kirchen begraben werden solt / befohlen / der Esel solt verkaufft und er davon zur Erden bestattet werden / der Sattel aber dem Großfürsten zu Florentz als seinem Landherren zugestellet werden / als der Großfürst dem Testament zu folg den Sattel so mit Gold ausgestickt zu sich bringen lassen / hat er 300. Ducaten in demselbigen gefunden. Pauca voluptati debentur, plura saluti. Butschkius.
Deß Menschen Leben hänget zwar /
An einem seidnen Faden gar /
Ist gläsern ob es schon scheint klar /
Bricht gar leichtlich und das ist war.
Als Hertzog Hanß sieben Rathherrn ins Gefängnüß werffen ließ / daß sie darinnen verderben[305] solten / hat sie der Durst hefftiger geplagt / weder der Hunger /daß sie ümb Gottes willen umm einen trunck Wasser gebeten / und doch solchen nicht bekommen: Zwietracht daß eine übel ist / daß Städt Land und Leute aufffeist. Geschehen Anno Christi 1488. Butschkius.
Nichts den Menschen klüger macht /
Als wenn er stets sein End betracht.
Es waren einsmals Schnittter auff dem Feld zu schneiden / die sanden einen unter ihnen zum Brunnen daß er Wasser zum trincken holen solte / als er nun zum Brunnen kompt / findet er einen Adler / ümb welchen sich eine Schlang gewunden hätte / und er deß todes seyn müssen / der Schnitter nimbt seine Sichel und schneidet die Schlang von einander und erledigt den Adler / nimbt sein trincken und geht wieder zu seinen Schnittern / die Schnitter trincken und als er auch trincken wil / fleucht der Adler auff ihm zu /(dieweiln er vermerckt gehabt / daß das Wasser von der Schlangen vergifftet worden und ihm schaden möcht) / stöst ihn den Krug von Maul hinweg / daß er auff die Erden fällt / drüber fallen die Schnitter so getruncken / auff dem Acker darnieder und sterben / er allein aber kommet darvon wegen deß Adlers erwiesener Treu und Danckbarkeit / und heist es also billich /
[306]
Wiltu guts thun so thue es baldn /
Sonst wird der Danck bey dir veraltn /
Denn die Leute sind solche Gäst /
Bald guts thun halten sie fürs best.
Aller Will /
Ist haben viel /
Vnd wo regiert die Noth /
Da sind alle Freund todt.
In der Wüsten Lybien sol so eine grose Hitz seyn /daß viel Wandersleut so hindurch reysen / dursts sterben müssen / und melden die Historien / daß auff eine Zeit ein reicher Kauffman einen Fuhrman begegnet sey / der noch einen einigen trunck Wassers bey sich gehabt / für denselbigen hab er ihm in grossen Durst 1000. fl. geben / aber es sey doch noch nicht gnug gewesen den Durst zu leschen / darumb sie beyde haben verschmachten und Dursts sterben müssen / und sollen ihnen zwo Marmelsteinerne Seulen derwegen zum Gedächtnüß seyn auff gerichtet worden / so bald und geschwind ja plötzlich und unvermeint ist es viel mals ümbs Leben der Menschen geschehen. Christen aber die sprechen:
Ich war ein Blümlein voller Pracht /
Der Tod mich zwar zu Aschen macht /
Doch diese Asch sol werden bald /
Wieder ein Blümlein wol gestalt. Strig.
[307]
Der Römer Historien melden / daß zur Zeit Julii Cesaris ein Ochs zu Rom in der Vorstadt mit seinem Ackerman geredet und gesagt / es sey ümb sonst daß er arbeite / denn es würde in kurtzen mehrer mangel an Leuten gefunden werden / weder am Getreid und Brot. Strig.
Buchempfehlung
In einem belebten Café plaudert der Neffe des bekannten Komponisten Rameau mit dem Erzähler über die unauflösliche Widersprüchlichkeit von Individuum und Gesellschaft, von Kunst und Moral. Der Text erschien zuerst 1805 in der deutschen Übersetzung von Goethe, das französische Original galt lange als verschollen, bis es 1891 - 130 Jahre nach seiner Entstehung - durch Zufall in einem Pariser Antiquariat entdeckt wurde.
74 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro