Das XXVII. Capitel.

Von Zauberey.

[329] Es kam auff eine Zeit einer aus der Insel Cypern / von dem Geschlecht der Ophiogenen gen Rom / solchen ließ der Bürgemeister in ein Vaß voller Schlangen setzen / die thäten ihm gantz nichts / sondern krochen ümb ihn herumb / und belecketen ihn / darüber sich männiglich verwunderte.

Lutherus schreibet daß ein Kind in Sachsen so sehr verzaubert gewesen sey / daß ihm fünff Weiber auff einmahl nicht haben gnugsam Nahrung geben können. Strigenitius.

Anno Christi 1262. fraß ein Schwartzkünstler so aus dem Niederland gen Creutzenach kam / einem Bauren seinen geladenen Wagen mit Heu hinweg /darfür er dem Bauer einen groschen gab / er kunt Hund und Hasenjagten in der Lufft anrichten. Zeitbuch.

Es wurden auff eine Zeit zwey Zäuberinnen eines schmehlichen Todes hingerichtet / so viel Weiber bezäubert hatten / die nichts anders als Kröten / Schlangen / Hund und Mäuß gebehren kunten. Aventinus.

[329] Anno Christi 545. kompt ein Gauckler nach Rom führet mit sich ein kleines rothes Hündlein / welches auff alle Fragen antworten kunt / ob dieser oder jener Mensch fromm / reich / arm / groß / klein oder lang sey / ob es eine Frau / Wittib oder Jungfer wäre /wuste viel Pfenninge oder Ringlein unter einander geworffen / wieder aus zu klauben / und iedem dz seinige wieder zu zustellen. Zonaras.

Anno Christi 165. zerhauete unvermeint ein Soldat zu Babel ein Kästlein / darein ein Teuffel gebannet war / der erreget hernach Sterben / Wasserfluth / Erdbeben und Vngewitter / daß viel 1000. Menschen ümb kamen. Zeitb. im 12. pag. 57.

Anno Christi 1537. war zu Franckfort an der Oder ein Mensch / der wurde ein Monat über alles zu Gold und Geld was sie anrühren thät / kunte auch was sie wolt verschlucken oder verschlingen. Majus.

Ein Pfarrherr straffte auff eine Zeit auff der Cantzel eine Zäuberin / der muste hernach unsäglichen Schmertzen leiden und darüber auch endlich sterben. Fæmina nihil pestilentius. D. Wierius. lib. 3.

Zu Costnitz wurd eine Zäuberin verbrent / die sagte zu dem Scharffrichter als er sie auff den Hauffen Holtz setzte / für diese arbeit wil ich dir lohnen / bließ ihn darauff unter die Augen / davon bekam er solchen Aussatz / daß er in wenig Tagen daran sterben muste.[330] Vincere cum possis, interdum cede sodali. Godelman. pag. 103.

Vor etlichen Jahren wurd zu Rostock eine Zäuberin torqvirt, die schickte in der Nacht den Teuffel aus der Gefängnüß / er solte die Gerichts Personen tödten /oder sie an Haab und Gut beschedigen / der thut es /die Gerichts Personen aber haben dieselbige Nacht ihren Abendsegen / und Vaterunser fleißig gebetet /den Sathan im Hauße wol vermercket / aber er hat nichts schaffen können. Aradice mala carpuntur pessima mala. M. Hammer. S.G.

Hagecius schreibt in der Böhmischen Chronica daß ein Hirt bey Caden Anno Christi 1337. sey begraben worden / welcher wieder auffgestanden / die Leut in Dörffern erschreckt / mit ihnen geredet / etliche getödtet / welchen er mit Namen genennet der ist gestorben als ihm nun der Hencker viel Plag angeleget / hatt er nur gelachet / bald wie ein Ochs bald wie ein Esel geschrieren / als er in die Seiten gestochen worden / ists Blut heraus gelauffen / (und eben also hat sichs auch vor kurtzer Zeit in der Schlesien erwiesen /) endlich bliebs aussen. Schauplatz. pag. 20.

Eben einen solchen Zustand hatt es auch Anno Christi 1345. mit eines Hof Narrens Weib zu Levin in Böhmen / die starb jehling / erschiene hernach vielen Leuten / auch in Vieh Gestalt und ertödtet viel Personen / als sie wieder ausgegraben wurde / hatte sie ihren Schleyer halb gefressen / der hieng ihr blutig[331] aus dem Halß / wurd endlich verbrennet / die Aschen ins Grab geworffen / da blieb sie aussen. Schauplatz. pag. 21.

Zu Eibaschitz in Mähren verstarb auch vor Jahren ein Mann / kam wieder / brachte viel Leut ümb / ließ allezeit wenn er aus dem Grabe stieg seinen Sterbkittel beym Grab liegen / die Wächter nehmen ihm einmal solchen hinweg / er betrohet sie aber hefftig / wo sie solchen nicht würden wieder an das Ort legen /endlich wurd das Grab geöffnet / da sagte er / sie hättens getroffen / denn weiln sein Weib vor kurtzen Tagen zu ihm wäre hinein gescharret worden wolten sie noch mehrer Leut haben ümbgebracht / hätte auch seines Weibs Schleyer gefressen / biß auff ein weniges / welches ihm der Hencker aus dem Maul riß /wurd hernach verbrent / da hörete das übel auff. Ventam ad suprema est nec post maliora seqventur. Schauplatz. pag. 21.

Ein Schwartzkünstler hatte den Teuffel gefragt /was denn vor eine unleidliche Hitz in der Hellen wär /drauff er geantwortet / die Hitz wär also groß / wenn die grösten drey Berg in der Welt beysammen wären und wären gantz eysern oder stählern / so müsten sie doch im hellischen Feuer / in einem Nui und Augenblick zerschmeltzen. Steinerus.

Anno Christi 1553. sind in der Marck Brandenburg zu / P zwo Weiber eingefangen worden / so durch[332] Kält und Eyß die Frücht deß gantzen Landes haben verderben wollen.

Es sollen auch auff eine Zeit zwene Pfaffen 300. Kinder ins Teuffels Namen getauffet haben. Rüdiger in seiner magia illicita. pag. 55. conc. 3.

Der Teuffel führete vor Jahren einen Zäuberer Johannem Teutonicum von Halberstadt bürtig in einer Nacht nach Meintz und Cöln am Rhein von Halberstadt aus. Semel malus semper malus presumitur. Wierius. pag. 177.


Si bene vis de te post mortem fama loqvatur,

Illustrem reddant te benefacta tua.


Als Apollonius Thyanæus für dem Keyser Severo der Zäuberey überweiset wurd / und ins Gefängnüß solte geworffen werden / ist er in gegenwart deß Keysers und anderer vom Teuffel aus Rom gen Puteolis in Campanien geführet und desselbigen Tages alldort gesehen worden. Rüdiger. pag. 84.

In malleo malefic arum wird gedacht daß in einem Flecken deß Costnitzer gebiets / die Pest nicht eher auffgehöret hab / biß man eine Hex ausgegraben / und sie verbrennet. Rüdiger.

Bajanus der Bulgarn Hertzog zur Zeit Keysers Ottonis hat sich in allerley Form der Thier verwandeln können / König Erich in Schweden so halden er seinen Hut auff eine gegend gewendet / da er seyn wollen /[333] ist er alsobalden dahin geführet worden. Urit mature qvod vult urtica manere. Schaupl pag. 64.

Es kompt einsmals eine Zäuberin zu einer schwangern Frauen / bittet sie / wenn sie zum Kind kreisten werde / sie wolle sie auch darzu holen lassen / sie wolte ihr alle beförderung erweisen / als nun Gott der Kreisterin gar fein geholffen und dieser Frauen war vergessen worden / kompt sie endlich selbst / bringet einanders Weib mit ihr / (so ohne zweiffel nicht viel besser als sie wird gewesen seyn /) schild hart auff die Wöchnerin / sagend; sie wisse nichts leichtfertiges von ihr / und hab ihrer zusag kein gnügen gethan /das ander Weib aber / so sie mit ihr gebracht / thut versönung zwischen ihnen / als nun die Zäuberin wieder nach Hauß geht / beut sie der Wöchnerin die Hand / besihlt sie darmit Gott / die andere Hand legt sie ihr auff den Leib / davon hat sie solche Schmertzen bekommen / daß sie drüber endlich gestorben und ist hernach diese Zäuberin bey anderer begangener übertretung eingezogen und gerichtet worden / da sie denn solches auch bekennet und mit Schmertzen bereuhet hat. Ch. Georgi.


Pauca voluptati debentur; plura saluti.


Ein Knecht kompt unvermeint über seiner Frauen Zauber püchs und schmiert zum ausfahren seinen Wagen damit / wird alsobald zu sambt dem Wagen[334] in die Höh gezogen / daß man ihn wieder hat herab ziehen müssen. Schauplatz. pag. 65.

Ein Man als er sihet daß sich sein Weib mit Zauber-Salben salbet / hat er sie genötigt ihn mit zu nehmen als nun den Mann dauchte als äße man / hat er zu seinem Essen Saltz begehret / und als er es kaum erhalten und lang aussen blieben / doch letzlich kam /sagte er / Gott sey gelobt / itzt kompt das Saltz / ist in continenti alles darauff verschwunden und die Lichter erloschen / er aber hat sich andern Tags 100. Meilen von seinem Hauß in Königreich Neapolis / bey der Stadt Benevent befunden / sich wieder nach Hauß gebettelt / und als er heim kommen / sein Weib bey der Obrigkeit angeben / welches auch darauff ist gerichtet worden. Nocte dieqve cave tempus consumere pravè. Schaupl. pag. 66.

Es waren auff eine Zeit gute Freund bey einer Evangelischen Academi beysammen / die giengen einem ihren Tischgesellen vor dem Essen vor das Thor hinaus entgegen / und zu der Stund hatten sie gleich ihrem Famulo ein Zäuber Buch abgenommen /welcher aus Francken zu ihnen gekommen war / und in dem sie also spatziren / meldet einer zu dem andern / weiln der Himmel sehr schön und lieblich ist / und man in dem Buch befindet / wie durch gemelte Characteres Donner / Plitz / Wind / Regen zu machen sey / laß doch sehen / wie unsers Famuli Kunst bewehret sey / die andern sämptlich bewilligen drein / und muß[335] ein jeder etwas darzu helffen / einer macht einen Kräiß / der ander ein Grüblein / der dritte holt Wasser / der vierde rührt die gemachten Characteres ümb /der fünffte meldet die Characteres, der sechste lieset die Wort / drauff wird es dunckel am Himmel / donnert und blitzet grausamlich / darüber ihnen allen sehr bang und angst geworden / das Wesen alles gelasen sämptlich auff ihre Knie gefallen / Gott inniglich gebeten / was sie aus Fürwitz gethan hätten / den Teuffel zu probiren / wolte er ihnen ümb JESU Christi willen verzeihen / sie wolten sich hiermit verpflichten / die Zeit ihres Lebens solcher Zäuberey von Hertzen feind zu werden / auch alle Menschen davon ab zumahnen / drauff ist das Gewitter algemachsam zergangen / wieder schön hell und lieblich worden /haben auch hernach das Buch in die Pleisa geworffen und zu schanden werden lassen. Si non vis falli fugias consortia calvi. Rüdiger. pag. 121.

Zäuberinnen sind kleinen unmündigen Kindern hefftig feind / wo sie es enden können / sparen sie keinen Fleiß / solche hin zu richten und zu ermorden. Rüdiger.

Anno Christi 1589. hat ein Graff in ober Teutschland acht Zäuberinnen verbrennen lassen / so 140. kleine Kinderlein ümbgebracht haben gehabt: In Baßlerischen und Straßburgischen Bisthumb sind vor diesen zwey Hebammen verbrennet worden / so 40. Kinderlein ümbgebracht / weiln sie ihnen bey der[336] Geburt grosse Nadeln ins Häuptlein gedruckt. Serè sapiunt Phryges. Schauplatz. pag. 68.

Es kömpt einsmals eine Zäuberin zu einem Studenten / die hatte einen Zettel von seltzamen Buchstaben / begehrt er soll ihr solchen abschreiben / sie wolte ihn wider die Flüß am Halß tragen / der Student kunte die Schrifft weder lesen noch erkennen / schreibt ihr diese Wort auff den Zettel; Diabolus huic vetula eruat oculos. Der Teuffel reiß dieser alten Vettel die Augen aus / gab ihr den Zettel / den hieng sie an den Halß / und ward vom Fluß gelediget / und der Aberglauben bey ihr gestercket. Confidit furi qvi confidi meretrici. Rüdiger. pag. 198.

Ein Weib in Nordgau hielt Anno 1516. mit dem Sathan zu / verkauffte ihm vier Kinder bloß ümbs schändlichen Gelts wegen / darzu auch der Mann förderung gab / aber sie haben beyderseits ihren Lohn darümb empfangen. Cardanus. Fincalius. Aut.

Simon der Zauberer konte sich unsichtbar machen /in einen Drachen verwandeln / vielerley Leute Gestalt an sich nehmen / Thüren und Angeln mit einem Wort auffthun / er hat Keyser Neronem mit alle seinen Volck geblendet / denn als sie vermeinten ihm den Kopff abzuhauen / ist solches einem Schuf geschehen / als er aber gen Himmel fliegen wolt / ist er von dem H. Apostel Petro wieder herab gestürtzet worden / ein Bein gebrochen / und endlich zu Aritia gestorben. Mitte arcana DEI calumqve inqvirero[337] qvid sit. Irenæus lib. 1. cap. 20. Egessipus lib. 13. Eusebius lib. 2. cap. 2.

Eben dieser Simon der Zäuberer welcher Neronis Freund war / wolte durch seine Gauckeley einen Todten lebenbig machen / brachte es dahin / da sich der Kopff bewegete / aber der H. Apostel Petrus straffet ihn / kniete nieder und betete / und machete ihn recht lebendig / daß er auffstund / redete und aß / da wolten sie Simon steinigen / aber Petrus erwehrete es ihnen. Utere concessis tibi, dum potes, utere donis. Josephus.

Anno Christi 1636. sind viel Zäuberinnen und Hexen im Stifft Oßnabrück durch fleißige inqvisition eingebracht worden / welche erstlich enthäuptet und hernach verbrennet worden / darunter nicht wenig vornehmer Leute Weiber gewesen. R.

Doctor Luther erzehlt ein Exempel von einer alten Vettel / Tom. 1. fol. 5. & fol. 1261. welche sich von einem Prediger so da hefftig wider das Gabel fahren geprediget / nicht bereden lassen wollen / daß solches nur ein Spiegel fechten wäre deß ledigen Teuffels /sondern beständig darauff blieben / daß solch Hexen Werck ein gewiß Werck sey / zu beweisen ihre Sach /setzete sie sich in einen Backtrog / schmierete sich mit ihrer Salben / also lang biß sie in einen tieffen Schlaff geriet / endlich als sie wieder zu ihr selbsten kompt / erzehlet sie ein hauffen Wunder / so sie in mittels erfahren hätte / aber der Prediger überwiese sie /[338] daß es ein lauter Betrug gewesen. Tholosanus auch Bartolomæus de Spina erzehlen viel solche Sachen.

Vor Jahren sagte ein getauffter Jüd aus / daß die Jüden derwegen Christen Blut brauchen thäten / wenn ein Jüd in seinem letzten zügen liege / so bestrich ihn ihr Radi damit und sagete darneben / dz wenn der kommen ist / der im Gesetz und Propheten verheissen und allbereit vorüber sey / ihm das Christen Blut zum ewigen Leben nützen und forthelffen solle. Sabellicus lib. 7.

Pasetes der Ertzzaüberer konte zu weg bringen /alles was ihm nur selbst gelüstete / es war an herrlichsten Speisen und Geträncken / betrog auch die Leute hefftig / denn so er heute was einkäuffete / morgen kam ihm solch Gelt wieder in seine Hände. Fincelius lib. 2.

Nach deß Zäuberers Nini absterben fuhr der Teuffel in sein Bild / offenbahrete den Leuten viel heimlichkeiten / also / daß sie letzlich solch Bild gar ehren und anbeten thäten. Meigerius in nucleo histor.

Bonfinius schreibt in Ungarischen Historien daß ein Zäuberer Anno Christi 1458. aus Ungarn in Böhmen / und da hinwieder in 24. Stunden Post ab und zutragen können. Theobaldus.

David Meder Pfarrer zu Nebra bezeugt daß der Teuffel eine Drachenhur aus dem Gefängnüß hinweg geführet hab. Rüdig. pag. 84.
[339]

Leb Erbar Christlich und auch Nein /

So du wilst ein Erb deß Himmels seyn.


Die alten haben zehnerley Merckzeichen beschrieben / darbey eine Zäuberin erkennet werden möge.


1. So sie Venerem nicht achten.

2. Samdstag / Donnerstag / Freytag in sonderer Observantz halten und gemeiniglich Zeichen an ihnen haben.

3. Sich sonderer Ceremonien gebrauchen.

4. Sich gern allein verbergen.

5. Künstlern nachfragen und ümb sie seyn.

6. Gern mit Zäuberischen Leuten ümbgehen.

7. Immerzu was neues lernen wollen.

8. Ihre Männer nicht groß achten / noch dieselbe gern ansehen.

9. Vngern kochen / Haar und Stirn nicht waschen.

10. Hinter sich in der Kirchen im heraus gehen ümbkehren. Rüdiger. Colerus.


Anno Christi 1284. gebahr in Schweitzerland zu Sempach eine von Adel einen Löwen / und ein Zäuberer bannete zu Hammeln die Ratten aus der Stadt /gieng ihnen mit einem Pfeifflein vor / und führete sie ins Wasser und ersäuffte sie / hernacher nahm er eine Drummel und schlug / da folgten ihm 30. Kinder[340] nach / die führete er an einen Berg / der that sich auff und verschloß sie. Zeitb. pag. 612.

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 329-341.
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