|
[432] Ludosqve ciet lasciva juventus.
Das Vogelschiessen ist lang vor Christi Geburt in Gebrauch gewesen / denn es die Griechen sehr geübet /und sonderlich die Trojaner in Sicilien / da Aeneas seines Vaters Geburts-Tag begieng / ließ er eine Taube auff einen Mast-Baum auffrichten / darnach sie schossen / wie denn die heutige Welt noch gedenckt /weiln der H. Geist in einer Tauben Gestalt über unsern HERREN JESVM CHRISTVM geschwebet /als könne man durch solch Vogelschiessen mit Böltzen die Feinde aus der Lufft zu todt schiessen / oder hinweg jagen / aber es ist alles nichts / wenn die Böltze noch so gut gefiedert wären / viel mehr hat der Teuffel zum öfftesten sein Spiel bey solchem Werck /sonderlich an deß H. Geistes hohen Fest / wenn man von dem werthen Pfingst-Gast hören / reden / singen und sagen sol / zu solcher H. Zeit der Pfingsten solte man im Hertzen auffstecken den grünen Pfingst-Baum /[432] das ist dem Baum deß Lebens / darbey uns erinnern / daß wir aus dem grünen Paradiß-Garten ausgestossen / und am Holtz und Baum deß gecreutzigten JESV wieder hinein gesetzet und gepfropffet worden /und solten solches Baums hinfüro als deß Christenthumbs fleißig warten und pflegen / damit er nicht auffs neue verdorren möcht und untüchtig werden zu früchten / damit der H. Geist auff solchen Gipffeln unsers beruffs und stands wippeln möchte.
Vorzeiten ist ein solch Vogelschiessen eine übung gewesen zum Krieg / denn domals das Büchsen schiessen noch nicht erfunden gewest / sondern allererst von einem Wünch Berthold Schwartzen / kurtze Zeit vor Johann Hussen ist erfunden worden / und wo es noch also vom Vogelschiessen verwandelt ins Buchsenschiessen geordnet / billich und recht geführet wird / darbey keine Leichtfertigkeit gehalten / ist es nicht allerdings zu verwerffen / wo nur Ordnung und Zucht darbey gehalten wird.
Beym Vogelschiessen wurd nicht allein vor Jahren der liebe Gottesdienst gehindert und zurück gesetzet /sondern geschahe darbey und darneben auch grose Büberey / Schand und Possen und Vnzucht / darzu muste dann auch das Pfingst-Bier förderung geben /wie dann auff eine Zeit eine leichtfertige Frau von Sathan im Niederland / vom Pfingst-Bier ist hinweg geholet worden.
[433] Anno Christi 1455. hielt man zu Cracau in Pohlen ein groß Vogelschiessen an dem Pfingst-Montag / deß Abends hernach gieng ein Feuer auff / legete die gantze Stadt in die Aschen. Herb.
Anno Christi 1573. that in der Schlesien ein Pfarrherr eine treuhertzige vermahnung namens Johannes Pitisci zur Frauenstadt / man solte doch das Vogelschiessen bleiben lassen / da es nun nicht geschach /gieng hernach darbey ein solcher Lermen an / daß viel Bürger ümb all ihr Haab und Gut / die gantze Stadt in grössen schaden / ja ihr viel ümb Leib und Leben kamen / hernach vergassen sie deß Vogelschiessens /wurden demselbigen gram / und habens biß dato verbleiben lassen / Herberger in seiner Postill über 3. Pfingst Feyertag.
Also wil auch in anderer Christlichen gebühr Gott der H. Geist seine Ehr haben und wissen. Als Anno Christi 1602. eine Mutter unter der Predigt am H. Pfingst-Sontag wusch / verbrennete sie ihr Kind darbey also sehr / daß es die dritte Woch hernach schmerzlich versterben muste. Herb.
In der Stadt Zwickau in Meissen ist vor Jahren alleweg ein Vogelschiessen gehalten worden / die Schützen hatten eine Ketten mit Schilden / in die 17. Marcke schwer / daran ein Vogel welchen Churfürst Friederich Anno Christi 1519. zum Anfang solcher Gesellschafft hinan machen lassen / aber der alten Schützen Schilde so 20. Marck schwer / darbey Churfürst[434] Augusti bildnüß und der jungen Schützen gleichermassen / sind alle / als man Anno Christi 1632. dem Wallsteiner 14000. thaler zur Rantzion vor die Plünderung geben müssen / darzu genommen worden / und wurde das Loth nicht höcher als 8. groschen angenommen. Zwick. Vrsp.