Das verwunschene Haus

[136] Im Parke, droben am Waldessaum

steht ein heimliches Haus,

das blickt aus den dunklen Bäumen kaum,

kaum aus den Blättern heraus.


Aus dem Thale drunten schaun sie empor

flüchtig, wenn keiner es sieht,

es tuscheln die Damen einander ins Ohr.

Ob eine das Räthsel errieth?


Es leuchtet der Mond ins friedliche Thal,

im Walde flüstert der Wind.

Wer ists, der sich heimlich von dannen stahl,

wer klimmt in die Höh so geschwind?


Auf steilem Pfade die dunkle Gestalt

huscht an dem Weinberg entlang –

jetzt, droben am Parke, jetzt macht sie halt.

Wohin? – Ob die Nacht sie verschlang?


In verschwiegener Kammer beim Ampelschein

dehnt sich und sehnt sich ein Weib –

im verwunschenen Hause, mit mir allein,

der Hexe verwunschener Leib.

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 136-137.
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