San Giovanni

[241] Die letzte Sichel des verfallnen Mondes

am Himmel Roms in der Johannisnacht

hab ich erlebt und früher nicht geruht,

bis ich für mich den Sinn erdeuten konnte.


Ich habe neue Menschen liebgewonnen –

und silbern zum Gedenken steht nun da

die letzte Sichel des verfallnen Mondes

am Himmel Roms in der Johannisnacht.


Mein Leben denk ich auch. – Es ruht der Blick

auf den Gesimsen schweigender Paläste.

Da färbt sich die Colonna morgenrot,

die Schwalben werden wach – und schon verblasst

die letzte Sichel des verfallnen Mondes.

Quelle:
Otto Erich Hartleben: Meine Verse. Berlin 1905, S. 241-242.
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