Vierte Szene.

[59] Die Musik beginnt neu.


EINER DER BAUERN zum anderen. Das ist ein Betrüger ...


Der Gendarm beginnt kopfschüttelnd auch von dem Goldteller zu essen.

[59] Die Bauern beginnen wieder zu tanzen.


DER GENDARM schüttelt den Kopf. Dann besieht er den Fremden von der Seite und springt auf. Ach ... wenn's auch schmeckt wie der schönste Kuchen ... von Goldtellern, das paßt nicht für unsereinen ... ich bin der Dorfgendarm ... komm', Rapunzel ... nämlich ... die Sache ist mir richtig ins Blut gefahren ... ein hübsches Mädel bleibst du doch ... wenn du auch der Besenbinderleute Enkeltochter bist ... komm', wir tanzen ...

RAPUNZEL schüchtern. Jesus ... nun ... mit Ihnen meinetwegen ...


Alle wirbeln durcheinander.


RAPUNZEL beim Tanze. Wer ist denn der Fremde?

DER GENDARM beim Tanze. Ein Rehbock, der auf dem Wasser laufen kann ... und speist auf goldenen Tellern ...

RAPUNZEL. Ach ... das werden wohl messingene sein ...

DER GENDARM beim Tanze. Und erzählt uns Seifenblasen ... und will uns[60] vorreden, es wären Gänseeier und Pflaumen ... hält uns für Stockfische ... oder für Hundsdreck ...

RAPUNZEL beim Tanze. Wenn ich nur wüßte, wie ich mich heute hier 'reingewagt habe? ...

DER GENDARM beim Tanze. Du kommst doch jetzt in die Jahre, wo du auch der Tanzmusik nachrennst ...

RAPUNZEL beim Tanze. Jawohl ... ich werde bald siebzehn ...

DER GENDARM beim Tanze. Aber tanzen kannst du schon, als hättest du Flügelfüße ...

RAPUNZEL beim Tanze. Das kommt bloß, weil ich im Traume noch viel schöner tanzen kann ...

DER GENDARM beim Tanze. Ihr seid nun einmal eine verdrehte Gesellschaft in eurer elenden Komurke da oben ...

RAPUNZEL beim Tanze. Mein Gott ... wenn bloß der Großvater wüßte, daß ich im Schenkhaus tanze ...[61]

DER GENDARM beim Tanze. Der alte Schleichfuchs von Besenbinder kommt in die Schenkstube nicht, solange der Gendarm drinne ist ...


Er führt sie an die Tür zurück, wo sie gestanden hatte, weil die Musik neu verstummt.


RAPUNZEL ihm den galanten Händedruck erwidernd. Sie verläumderischer Kerl Sie ...


Quelle:
Carl Hauptmann: Die armseligen Besenbinder. Leipzig 1913, S. 59-62.
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