Fünfte Szene


[406] Ambrosio und Bartolino kommen wieder.


AMBROSIO.

Pack ihn, den Mordhund!

SEBASTIANO springt auf.

Mit Zähnen, ja. Wo ist er? Wo? Sag an!

AMBROSIO faßt ihn an.

Man hat ihn schon!

SEBASTIANO.

Man hat –

AMBROSIO.

Du bists ja selbst!

SEBASTIANO lacht.

Ich?

AMBROSIO.

Du! Wer sonst?

SEBASTIANO.

Die da war meine Braut!

AMBROSIO.

So hast dus wohl aus Eifersucht getan?

Da siehst du nun, wie weit die Narrheit führt!

SEBASTIANO.

Aus Eifersucht!

AMBROSIO.

Was kümmerts mich, warum!

Das hat man in Palermo zu ermitteln!


Zu Bartolino.


Du, such den Dolch, er warf ihn ins Gebüsch!

SEBASTIANO.

Du lügst!

AMBROSIO.

Man sahs!

SEBASTIANO.

Du könntest nicht so lügen,

Wenn du – o Gott, der Teufel tats wohl selbst! –

Wie sollt er sonst – – Komm, schau mir ins Gesicht!

Kannst dus?

AMBROSIO.

Ich kanns

SEBASTIANO.

Ich aber kann es nicht!


Fällt wieder an ihr nieder.


O Angiolina, das ist unsre Hochzeit?

Du tot! Ich leb! Warum kam ich so spät!

Die Hand noch warm! Es ist nur kaum geschehn!

Verflucht der Quell, bei dem ich saß und trank!

BARTOLINO.

Ich wollte doch, wir hättens nicht getan!

Das bißchen Geld, wie bald ist das verzehrt!

SEBASTIANO.

O daß ich hier mich selber vor mir hätte,

Mich, der ich säumte, der ich ging, als hinge

Die Arbeit eines Jahrs mir an den Füßen,[407]

O, daß ich mich


Ballt die Faust gegen sich selbst.


– denn ich bin schuld daran,

Wer konnt es tun, wenn ich zur Stelle war!


Zu Ambrosio.


Leih mir dein Schwert!

AMBROSIO zu Bartolino.

Du hörst doch, was er sagt?

Er bettelt um den Tod!


Zu Sebastiano.


So geht es nicht,

Doch in Palermo gibt es einen Mann,

Der dich bedient, auch wenn dus nicht verlangst!

BARTOLINO.

Mich graust!

AMBROSIO.

Gewissensbisse, he?


Für sich.


Der Wicht

Stach in die Luft und fühlt doch Mörderangst.

Ja, ja, die innre Stimme, die nicht trügt,

Der Wurm, der niemals stirbt! Doch horch! Man kommt!


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 1, München 1963, S. 406-408.
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