81.

[145] Neben mir wohnt Don Henriquez,

Den man auch den Schönen nennet;

Nachbarlich sind unsre Zimmer,

Nur von dünner Wand getrennet.


Salamankas Damen glühen,

Wenn er durch die Straßen schreitet,

Sporenklirrend, schnurrbartkräuselnd,

Und von Hunden stets begleitet.


Doch in stiller Abendstunde

Sitzt er ganz allein daheime,

In den Händen die Gitarre,

In der Seele süße Träume.


In die Saiten greift er bebend

Und beginnt zu phantasieren –

Ach! wie Katzenjammer quält mich

Sein Geschnarr und Quinquilieren.


Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21972, S. 145.
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