Windmühle

[54] Jüngst, als ich von Bergeshöhen gefahren

In die flachen Lande nieder,

Eine Windmühle sah ich nach manchen Jahren

Zum ersten Male wieder.


Sie ragt' auf einem kleinen Hügel –

Wie lange sie mein Auge sah! –

Sie drehte langsam ihre Flügel

Und stand so philosophisch da.


Da dacht' ich des ewigen Don Quichotte

Und meiner phantastischen Nöte,[54]

Da lacht' ich meiner mit spielendem Spotte

Und staunt' in die Abendröte.


Die Wolken glühten, und golden säumte

Sich ihr verlodernder Sonnenschild,

Windmühle drehte sich und träumte

Von einem meerblauen Saatgefild ...

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 1: Buch des Lebens, München 1921, S. 54-55.
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