Maria hilf!

[221] Maria, Sel'ge, Frohe,

Du mildes Mutterherz!

Sieh her auf mich, Du Hohe!

Ich schaue himmelwärts.


Du hast für mich gelitten

Bei Deines Sohnes Tod,

Du woll'st auch für mich bitten

Bei Dein- und meinem Gott.


Du hast Ihn mir geboren,

Zur Weihnacht mir geschenkt;

Ich hab' Ihn oft verloren,

Verlassen und gekränkt.


Die Welt spricht zu den Sinnen,

Die Sinne hören's gern;

Mein Denken, mein Beginnen

Hält mich von Dir noch fern.
[222]

Doch ist mir etwas blieben

Im tiefsten Herzen drin,

Das will so gern Dich lieben,

Das zieht zu Dir mich hin.


Maria! das vermehre,

Das läut're, stärke Du,

Daß es die Welt nicht störe,

Daß es Dir schwebe zu.


O, zieh mich näher, näher

Durch Freude und durch Harm

Und heb mich höher, höher

Mit treuem Mutterarm.


O, nimm mich zum Geschenke,

So unwerth ich auch bin,

Maria! und dann lenke

Dein Kind zum Vater hin!


Berlin, 1816.


Quelle:
Louise Hensel: Lieder. Paderborn 41879, S. 221-223.
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Lieder (Ausgabe von 1879)
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