|
[59] Der Jüngling.
Am Morgenroth, im Lenz des süßen Lebens
Erwach' ich noch zu täglich neuem Glück;
Nie reizte mich ein holder Wunsch vergebens,
Und selten kam er reuend mir zurück.
Der Mann.
Der Sommer glüht. Es glänzete mir prächtig
Die hohe Sonn' am hellen Firmament;
Nach Ruhme schlug mein Herz und schläget mächtig
Und mächtiger, wenn mich der Nachruhm nennt.
Der ältere Mann.
Ich sammle jetzt des Lebens falbe Garben,
So lange mir's der goldne Tag erlaubt;
Wol manche Knospen sah ich, die erstarben,
Und sammle Gold, eh mir's der Winter raubt.
[59] Die Natur.
Und wenn ich jetzt Euch alle Drei verbände
Und gäbe Dir der Jugend Lenz zurück,
Und Dir den Ruhm um Deine Schläfe wände,
Und gäbe Dir die goldne Frucht, das Glück?
Denn, Kinder, wißt: Den Anfang krönt das Ende,
Der Ausgang ist der langen Laufbahn Preis.
Sie gaben der Natur sich in die Hände;
Sie mischte glücklich, und es ward ein Greis.
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
|