Vollkommenheit eines Bauren.

[42] Palladius in histor. Lausiacâ c. 64. erzehlet / daß Panfusius ein durch Heiligkeit und Wunderwerck berühmter Mönch / aus göttlicher Offenbahrung sich in eines Bauren Hütten begeben / ihme im Nahmen GOttes befohlen / seinen geführten Lebens-Wandel zu erzehlen. Hierauf antwortete der Bauer: Ich bin ein sündhaffter Mensch: Dieses aber ist die Aufführung meines Lebens: durch das Eheband bin ich mit diesen Weib verknüpfft / nach dem ich aber nunmehr[42] drey Kinder erzeuget / haben wir beede uns entschlossen /hinfüro die Reinigkeit zu halten / und leben also schon 30. Jahr abgesöndert. Ich nehme auf die Fremdlingen und Arme / setze ihnen vor was ich habe / und lasse niemand leer hinweg gehen: Meine Kinder halte ich in solcher Zucht / daß niemand mit Recht wider sie klagen kan / habe auch Sorg / daß mein Viehe keinem einigen Schaden zufüge / und kein fremdes Gut in mein Haus komme. Als Panfusius solches gehört /hat er ihn im Nahmen GOTTES gesegnet / und hinzu gesetzt: Ein Ding allein ist dir noch vonnöthen / nemlich die vornehmste Tugend / welche ist eine anmüthige Erkandtnus GOttes / diese aber kanst du nicht erlangen / wofern du nicht die Welt verlassest / und das Creutz Christi auffassest: Dieser Lehr kame der Bauer alsobald nach / und folgte dem Panfusio auf dem Berg / allwo er sich im Gebett und Abtödtung seiner so nützlich geübet / daß Panfusius des Sterbenden Seel von denen Englen in grosser Klarheit gegen Himmel hat tragen gesehen.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 42-43.
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