[120] Ein wohlgeübter Dieb hatte einstens bey der Nacht sein Handwerck mit grossen Gewinn getrieben / inmassen er einem Reichen etliche Kistlein mit Geld gestohlen: da er nun mit seinen von Gold und Silber wohlgespickten Sack zu eines armen Manns Haus kame / durchsuchte er selbiges / und da er nichts kostbares fande / geriethe er über ein Kleyen-Faß. Damit er nun wider seine Gewonheit nicht lähr von dannen gienge / setzte er seinen Diebs-Sack nieder / und wollte die Kleyen darein fassen. Der Hausvatter ward durch das Geräusch aus dem Schlaff erweckt / fiele mit einem Pfeil den Dieb behertzt an / dieser sehr erschröckt / lieffe eilends aus dem Haus / und liesse den Sack im Stich; da nun besagter Hausvatter ein Liecht geschlagen / fande er den Sack mit Geld / und sahe wie theuer dem Dieb sein vorhabender geringer Diebstahl ankommen sey.