Curiose Anmerckungen von Haaren.

[219] Der Francken König Clodius Comatus / hats einen Francken zur Anzeig der Freyheit / und damit sie von denen Gallis / so von ihnen überwunden worden /möchten unterschieden werden / lange Haar zu tragen befohlen: und wurde dieser Brauch sonderlich bey dem Königlichen Manns-Stammen observirt / damit man die Fürsten dabey erkennen kunte. Und wollte daher die Königin Clothildis lieber ihre Enicklein lassen umbringen / als zugeben / daß ihnen die Haar abgenommen werden sollten / weil sie wohl wuste / daß mit denen Haaren ihnen auch alle Hoffnung zum Königreich[219] benommen wäre. Inmassen man diejenige /deren man alle Weg / zum Königreich zugelangen /abschneiden wollte / beschoren hat.

Als König Franciscus I. in Franckreich / damit er von einer Wunden / in Kopff desto besser möchte curirt werden / hat sich dich kolben lassen / dem darauf alle Hoff-Leute / und ferners auch alles Volck gefolget / also daß man hernach bey Hof die lange Haar verlachte / die doch vorhin ein Anzeig der Schönheit /und des Frantzösischen Adels gewesen; auch ohne daß solche die Alten ehrwürdig / die Priester ansehnlich / die Soldaten schröcklich / die Jüngling schön /und die Mägdlein holdselig / machen. Wann der Baum keine Blätter und Blühe hat / so ist er unangenehm / also / wann der Mensch / seine Haar verliehrt /so vergehet auch seine Schönheit / als die seyn scheinbarste und offentliche Zierd / dadurch auch das Hirn bewahre / und bedecket / und solches von Kälte und Hitz nicht so leichtlich beschädigt wird: und stehen die lange Haar / vornehmlich aber die gelbe (so wie auch die lichtbraunen und rothe / ein gute gesunde Leibs-Disposition bedeuten sollen / auch nicht so bald grau werden) denen Weibs-Personen wol an; also daß die Alten dafür gehalten / wann ein Jungfrau gleich mit schönen Kleidern / Gold / Edelgesteinen und andern herrlich heraus geputzet / aber das Haar an ihr nicht schön / sie nicht vor genugsam gezieret zu achten sey / daher diejenige / so keine lange Haar hatten / sich frembder gebrauchten / so man crimen supposititium genannt.[220]

Die vornehmen Frauen pflegten die Haare wie einen Thurn zu machen.

Die Spanier halten nichts von denen rothen Haaren / sondern sagen: Hombre roxo, ii hembra barbuda, de lexos los saluda. Das ist: Ein roth Haar / und bartiges Weib grüsse von fern. Etliche schämen sich der grauen Haaren / wie unter andern von einen aus Chia gelesen wird / als er Botischafft-weiß nach Sparta geschickt worden / daß er seine graue Haar schwartz gefärbt habe: dem aber von Archidamo offentlich gesagt worden / was solle der warhaffts bringen / dessen auch die Haar falsch und betrüglich sind. Gleiches schreibet auch Joann. sambucus vom Kayser Maximiliano II. daß er / als zu ihm ein alter Mann / so seine graue Haar und Bart verstellt hatte / kommen /zu einem / der nächst ihm gestanden / gesagt habe: was meinest du / daß dieser Vorwitz und verständigen Rath bey sich habe? welcher auch dasjenige / so jedermann kund und offenbar / zu verbergen sich nicht gescheuet.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 219-221.
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