Trauriger April-Schertz.

[258] Im letzt verwichenen Jahr hundert / lagen 2. junge Herren / wegen anhaltender Kälte / in Niederlanden annoch in dem Winter-Quartier: als am ersten Tag des Aprilis der Jüngere aus diesem / seinen guten Cameraden und Mit-Officier stäts in denen Ohren lage / er sollte um Gespäß willen seinen Diener / so ein zugleich ihm viel einbildenter / als rachgieriger / doch armer Spanier war / um etwas närrisches in den April zu schicken; ward endlich der Bediente beruffen / und in die nächste Apothecken um ein halb Elen ungebrennten Kalch geschicket / der Apothecker merckte den Possen / und die Kurtzweil zu verlängern / fabelte er / daß schon aller reissender hinweg gangen /schickte ihn derohalben in ein zu End der Stadt gelegenes Gewürtz-Gewölb: allwo aber der Kauff-Herr /so kurtz vorher einen Proceß / wegen eines Kalch-Ofen verlohren / sich mit dieser Umfrag beschimpffet erkennet / so hat er diesen also geurthleten Frevler /statt einer halben Elen ungebrennten Kalch / ein gantze Elen ungebrennte Aschen auf den Buckel wohl vor und angemessen. Der hierob erzürnete / und wegen[258] der Kauff-Bedienten sich der Schläg nicht erwehren könente Spanier / laufft rabiat nach Haus / findet seinen Herrn allein in dem Zimmer / in einem Nachmit tag-Schlaff verfallen / ergreiffet seinen Dolch / stoßt ihm denselben durch die Brust / und begibt sich auf die Flucht / entrinnet auch sicher zu dem Feindlichen Kriegs Heer. Dieses war wol ein übelgelungene April-Schickung ein recht nasser / ja blutiger April.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 258-259.
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