Höchst traurige Comödie.

[381] Anno 1689. hat sich in der Königl. Dänischen Haupt-und Residentz-Stadt Coppenhagen ein grosses Unglück zugetragen / indem bey einer Opera oder Comödie / so man spielte / das Haus / wo dieselbe gespielt ward / plötzlich und unversehens in Brandt gerathen /und nicht allein 300. Personen vom Feuer verzehret /sondern auch der verwittibten König schönes Schloß Amalienburg / als an welchem dasselbe angebauet gewesen / mit allen ihren Mobilien und Kostbarkeiten in wenig Stunden / in die Asche gelegt worden: Die Umständ dieses grossen Unglücks sind aus[381] Coppenhagen selbst unterm 20. April kürtzlich folgender Gestalt überschrieben: als am eilfften hujus zu Celebrirung Ihro Königlichen Majestät Geburts-Tag / eine Gesangs-weiß aufgesetzte Comödie / blos in seiner Majestät / und des gantzen Königlichen Hauses Gegenwart (weil der Platz / eine so grosse zufliessende Anzahl einzulassen / zu klein gewesen /) einmal präsentirt / seynd den 19 dito darauf alle Grandes und Damen / und die vornehmste Familien der Stadt / solche ebenfalls zu sehen eingeladen worden: Nachdem nun die gantze vornehme Gesellschafft sich eingefunden / seynd in einem Augendlick das Mahl- und Wacholder Strauchwerck / womit das gantze Theatrum behangen gewesen / von einer Lampe im Brandt gerathen / welche Flamme sich in einem Huy dergestalt ausgebreitet / daß das gantze Haus in voller Flamme gestanden / und weiln wegen grosser Menge der anwesenden Zuschauern / alles in disordre und Verwirrung kommen / und keiner vor dem anderen die Thür finden können / so seynd dadurch leyder! fast alle Menschen / deren viel über 300. gewesen / jämmerlich erstickt / zertretten / verbrannt / oder beschädiget. Alldieweiln nun unter solchen so jämmerlich umgekommenen Personen die vornehmsten Dames und Cavalliers der Stadt gewesen / worunter sich auch 18. Hof-Dames und viele Pagen befunden / so konte das Elend / das Seuffzen / Jammer und Klagen / so man aller Orten hörte / mit der Feder nicht ausgedruckt werden: in dem einer[382] seine verlohrne Töchter / ein anderer seine Frau / diesen ihren Mann / jener seinen Bruder / Freund oder Anverwandten / betauerte / so daß wenig Familien in der Stadt waren / so nicht ein Antheil an diesen übergrossen Unglück hätten / und weiln die todten Cörper / so täglich ausgegraben wurden / alle erbärmlich zugerichtet waren / indem ihnen entweder der Kopff / oder ein Arm / oder ein Bein mangelte / so konte niemand die Seinigen anderst / als bey den Kleidern und Mobilien kennen / andere aber waren so erbärmlich zugerichtet / daß sie weder sterben noch genesen könten.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 381-383.
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