Wir und Sie

[6] Quiconque n'a pas de caractère n'est pas un homme, c'est une chose.

Chamfort, Pensées.


Mel. Du Schwert an meiner Linken.


Wir.


Ihr spielt die Liberalen

Zu hunderttausendmalen,

Und zeigt zu keiner Zeit,

Daß ihr es wirklich seid.

O weh, o weh, o weh!


[7] Sie.


Wir haben guten Willen,

Doch treiben wir's im Stillen.

Wer was erreichen will,

Der hält sich besser still.

Ja ja, ja ja, ja ja!


Wir.


Wer für das Best' erglühet,

Für's Vaterland sich mühet,

Der zeigt es öffentlich,

Und denkt zuletzt an sich.

Ja ja, ja ja, ja ja!


Sie.


O sprecht doch etwas leise!

Und laßt uns unsre Weise!

Wir sind wie ihr entbrannt

Auch für das Vaterland.

O ja, o ja, o ja!


[8] Wir.


Woran soll man's erkennen?

Die Asche kann nicht brennen,

Und aus des Todten Mund

Wird keine Wahrheit kund.

O weh, o weh, o weh!


Ihr seid nur Schein und Schimmer,

Ihr denkt an Euch nur immer,

Denkt künftig so wie jetzt

Ans Vaterland zuletzt.

O weh, o weh, o weh!


Doch wird ein Morgen glänzen

In Freud- und Siegeskränzen:

Dann wird es endlich klar,

Wer für die Freiheit war.

Hurrah, hurrah, hurrah!

Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Deutsche Lieder aus der Schweiz, Hildesheim/New York 1975, S. 6-9.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Deutsche Lieder aus der Schweiz
Deutsche Lieder Aus Der Schweiz (Paperback)(German) - Common

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Leo Armenius

Leo Armenius

Am Heiligen Abend des Jahres 820 führt eine Verschwörung am Hofe zu Konstantinopel zur Ermordung Kaiser Leos des Armeniers. Gryphius schildert in seinem dramatischen Erstling wie Michael Balbus, einst Vertrauter Leos, sich auf den Kaiserthron erhebt.

98 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon