Vögleins Dank

[56] Es sitzt ein Vogel in dem Ried,

Der singt ein traurig, traurig Lied:

Weh mir! weh mir! Der grimme West,

Er hat zerstört mein liebes Nest;

Die Halme liegen alle nieder –

Wer hilft mir wieder?[56]


Der Frühling hört's, erbarmt sich sein,

Er spendet seinen Sonnenschein,

Und richtet auf noch früh am Tag

Das Ried, was ganz danieder lag:

»Nun bau', und singe deine Lieder

Nur fröhlich wieder!« –


Der Frühling hat erbarmt sich mein,

Nun kann ich wieder fröhlich sein.

Was ich zum Dank dir bringen kann,

Nimm, lieber Frühling, freundlich an:

Ich singe dir aus meinem Neste

Das Liebst' und Beste.


Quelle:
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Kinderlieder, Hildesheim/New York 1976, S. 56-57.
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