Rede der schreibe-feder

[363] Mich hat ein schwaches thier zwar zu der welt gebracht/

Doch kan ich thron und kron durch meine kunst besiegen/

Es wird des scepters stab zu meinen füssen liegen/

Wo ihn der kluge kiel durch sich nicht schätzbar macht.

Rom war bey aller welt durch mich so groß geacht/

Daß/ wenn sich könige und fürsten musten biegen/

So stieg ich über diß. Den lorbeer-krantz von kriegen

Hat eintzig und allein vermehret meine pracht.

Der himmlische Virgil saß in Augustus schooß/

Und Cicero hat offt durch reden Rom beweget.

Itzt wird Germanien noch tausendmahl so groß/

Weil es den helden-muth auff freye künste leget.

Manch hut/ der mich zwar trägt/ wird nur durch mich verstellt/

Weil sich nicht kunst und witz zu seinem strauß gesellt.

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster Teil, Tübingen 1961, S. 363.
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