Wolken

[125] Am nächtigen Himmel

Ein Drängen und Dehnen,

Wolkengewimmel

In hastigem Sehnen,


In lautloser Hast

– Von welchem Zug

Gebietend erfaßt? –

Gleitet ihr Flug,


Es schwankt gigantisch

Im Mondesglanz

Auf meiner Seele

Ihr Schattentanz,


Wogende Bilder,

Kaum noch begonnen,

Wachsen sie wilder,

Sind sie zerronnen,


Ein loses Schweifen ...

Ein Halb-Verstehn ...

Ein Flüchtig-Ergreifen ...

Ein Weiterwehn ...


Ein lautloses Gleiten,

Ledig der Schwere,

Durch aller Weiten

Blauende Leere.

Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden. Band 1: Gedichte, Dramen, Frankfurt a.M. 1979, S. 125-126.
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