|
[181] [181] Vieltausend Männer und Knaben,
Vieltausend, Schaar bei Schaar,
Begraben, begraben, begraben
An Mosel, Maas und Saar!
O, der Wittwen und der Waisen
O, der armen Eltern nun!
Und immer noch darf das Eisen
Das blutige, nicht ruhn.
Ferdinand Freiligrath[182]
O Tag, an dem in leuchtender Wehr
Noch immer schwarzweissroth
Die deutsche Flagge von Fels zu Meer
Nord-, ost- und westwärts loht:
In Einigkeit verbunden
Durch die heilige Schaar, die an Dir verblich,
O Tag voll Blut und Wunden,
Wir grüssen Dich! Wir grüssen Dich!
Denn oft noch wird Dein Morgenwind
Durch die Reiser an unsern Helmen wehn
Und manche Mutter mit ihrem Kind
Lautweinend am Wegrand stehn.
Nur Waffen hört man schmieden
Vom Bodensee bis an den Belt;
Den Traum vom ewigen Frieden,
Lügen straft ihn die heutige Welt![183]
Die Zeit, die Eisen und Blut verschweisst,
Wir ahnen sie längst vor den Thüren stehn:
Die Trommel, die wirbelnd die Luft zerreisst,
Kann schon morgen durch unsere Reihen gehn.
Dann werden auf deutschem Herde
Die alten Gluten noch einmal glühn
Und roth auf französischer Erde
Um junge Gräber Rosen blühn.
Nicht die Welt zu knechten ist unsre Begier,
Brandfackeln zu werfen in fremdes Glück:
Ein schwäbischer Bauer ist kein Baschkir
Und ein pommerscher Landwehrmann kein Kalmück!
Was thut's, wenn der Ruhm unsre Siege
Auf seine thönernen Tafeln schreibt?
Sie gelten dem Weib an der Wiege
Und dem Schäfer, der seine Schafe treibt!
Doch weh, wenn die Kraft, die einst Kronen zerbrach,
Nicht länger mehr unsre Schwerter umsprüht
Und die alte Zeit der alten Schmach
In unsre Stirnen ihr Schandmahl glüht!
Wenn Franzosen, Russen und Czechen
Ihre Fangarme um unser Land gekrallt –
Doch schon zu denken daran, ist Verbrechen,
Nach blitzt ja die Wacht auf dem Niederwald![184]
Drum, Du Tag, an dem in leuchtender Wehr
Noch immer schwarzweissroth
Die deutsche Flagge von Fels zu Meer
Nord-, ost- und westwärts loht:
In Einigkeit verbunden
Durch die heilige Schaar, die an Dir verblich,
O Tag voll Blut und Wunden,
Wir grüssen Dich! Wir grüssen Dich![185]
Ausgewählte Ausgaben von
Buch der Zeit
|
Buchempfehlung
Dem Mönch Medardus ist ein Elixier des Teufels als Reliquie anvertraut worden. Als er davon trinkt wird aus dem löblichen Mönch ein leidenschaftlicher Abenteurer, der in verzehrendem Begehren sein Gelübde bricht und schließlich einem wahnsinnigen Mönch begegnet, in dem er seinen Doppelgänger erkennt. E.T.A. Hoffmann hat seinen ersten Roman konzeptionell an den Schauerroman »The Monk« von Matthew Lewis angelehnt, erhebt sich aber mit seiner schwarzen Romantik deutlich über die Niederungen reiner Unterhaltungsliteratur.
248 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro