Chaos

[462] Das ist der Fluch, der diese Zeit durchzittert,

Der uns das Leben und den Tod verbittert:


Wir legen ewig neu das Fundament

Und niemals greift der Bau ins Firmament!


Wir hören blutend, wie die Völker wimmern,

Und helfen selber ihre Kreuze zimmern!


Wir flehen brünstig um das Weltgenie

Und sind noch viehisch, viehisch wie das Vieh!


Wir speien auf das Kreuz der Kathedrale

Und dichten nur noch Zukunftsideale!


Wir thun die Skepsis feig in Acht und Bann

Und schliesslich – glaubt man selber nicht daran!


Das ist der Fluch, der diese Zeit durchzittert,

Der uns das Leben und den Tod verbittert![462]


Quelle:
Arno Holz: Buch der Zeit. Berlin 21892, S. 462-463.
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