Vulkan

[63] Jetzt komm und hülle, freundlicher Feuergeist,

Den zarten Sinn der Frauen in Wolken ein,

In goldne Träum und schütze sie, die

Blühende Ruhe der Immerguten.


Dem Manne laß sein Sinnen, und sein Geschäft,

Und seiner Kerze Schein, und den künftgen Tag

Gefallen, laß des Unmuts ihm, der

Häßlichen Sorge zu viel nicht werden,


Wenn jetzt der immerzürnende Boreas,

Mein Erbfeind, über Nacht mit dem Frost das Land

Befällt, und spät, zur Schlummerstunde,

Spottend der Menschen, sein schröcklich Lied singt,


Und unsrer Städte Mauren und unsern Zaun,

Den fleißig wir gesetzt, und den stillen Hain

Zerreißt, und selber im Gesang die

Seele mir störet, der Allverderber,


Und rastlos tobend über den sanften Strom

Sein schwarz Gewölk ausschüttet, daß weit umher

Das Tal gärt, und, wie fallend Laub, vom

Berstenden Hügel herab der Fels fällt.


Wohl frömmer ist, denn andre Lebendige,

Der Mensch; doch zürnt es draußen, gehöret der[64]

Auch eigner sich, und sinnt und ruht in

Sicherer Hütte, der Freigeborne.


Und immer wohnt der freundlichen Genien

Noch Einer gerne segnend mit ihm, und wenn

Sie zürnten all, die ungelehrgen

Geniuskräfte, doch liebt die Liebe.

Quelle:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 2, Stuttgart 1953, S. 63-65.
Lizenz:
Kategorien: