Parodie

[82] Aequam memento rebus in arduis Servare mentem.

Hor.


Stets wohne Gleichmuth, wohne Zufriedenheit

In deiner Seele, wann dir der Recensent

Ein Weihrauchkörnchen streuet, oder

Spöttischen Tadel und Grobheit ausströmt.


Des ernsten Weisen, welcher bis an den Bart

In Büchern sitzet, Bogen auf Bogen schreibt,

Des Tändlers, und des frohen Zechers,

Harret die Klaue des Knochenmannes.


Drum laß ins Zimmer, wo dir der Ofen und

Der Lehnstuhl winken, blauer Wacholderduft

Vom Rauchfaß strömt, und Frühlingsscenen,

Vögel und Blumen die Wände schmücken,


Dir Knasterrollen, Pfeifen und Fidibus,

Zum Trunke bringen, den die Levante zeugt,

Bevor die Parce deinen Faden,

Mitten im Fluge der Spindel, kürzet.


Dann wird die theure Bibliotheck verkauft,

Die zentnerschweren Bücher in Folio,

Die Dichter, die mit goldnen Titeln,

Goldenen Blumen, und Schnitten prangen.


Des Todes Sichel mähet dein Leben ab,

Du magst mit Klopstocks Schwunge der Ewigkeit

Entgegen fliegen, oder braunem

Pfeffer und Würze zur Hülle dienen.
[82]

O Freund, der Preßen Ewigkeit ist ein Traum,

Das Schicksal stürzet, früh oder spät, das Lied

Des schalen Reimers, und des Dichters

In der Vergeßenheit Nacht hinunter.
[83]

Quelle:
Ludwig Christoph Heinrich Hölty: Sämtliche Werke. Band 1, Weimar 1914, S. 82-84.
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