Die künftige Geliebte

[177] Brächte der nächste Frühling meinem Arm dich,

Tönten Vögel aus Blüthen mir das Brautlied;

Dann, Geliebte, hätt' ich den Himmel schon auf Erden gefunden!


Götter! Sie wird die Welt zum Eden zaubern,

Wird die Fluren in Gärten Gottes wandeln,

Wird, auf meinem Schooße gewiegt, den Frühlingsabend beflügeln!


Götter! Ich werd an ihrer Brust entschlummern,

Werd im Traume mit ihrem Busen spielen;

Werde, wachgeschimmert vom May, in ihren Armen erwachen!


Soll ich dich finden? Komm, du Engel Gottes,

Komm, mein Leben zu heitern! Wenig Freuden

Sproßen auf den Ufern des Lebens! Komm, mein Leben zu heitern!
[177]

Quelle:
Ludwig Christoph Heinrich Hölty: Sämtliche Werke. Band 1, Weimar 1914, S. 177-178.
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