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[194] Vilia miretur vulgus, mihi flavus Apollo
Pocula castaliâ plena ministret aquâ.
Ovid.
Jener liebet den Hof, liebet das Stadtgeräusch,
Und französischen Modewiz,
Küßt den Damen die Hand, mischet den Potpourri,
Kocht Pomaden, und dreht Filet.
Zieht die Säle voll Tanz Wiesen des Frühlings vor,
Den Kastraten der Nachtigall,
Lebt vom Lächeln des Herrn, dreht, wie ein Wetterhahn,
Nach dem Winde des Hofes sich.
Dieser liebet den Prunk gleißender Wissenschaft,
Thürmet Bücher auf Bücher auf,
Und begaffet den Band, und den bemalten Schnitt,
Und sein gläsernes Bücherschrank.
Jener beuget sein Knie vor dem Altar des Golds,
Stopfet Beutel auf Beutel voll,
Schließt sein Kämmerlein zu, schüttet die Beutel aus,
Und beäugelt den Seelenschaz. –
Mich entzücket der Wald, mich der entblühte Baum,
Mich der tanzende Wiesenquell,
Mich der Morgengesang, oder das Abendlied,
Meiner Freundin, der Nachtigall.
Dämmert endlich mein Traum heiter zum Leben auf,
Giebt der Himmel das Mädchen mir,
Deßen lächelndes Bild mir um die Seele schwebt,
Dann, dann bin ich ein Erdengott.
Wie ein mächtiger Gott, flieg ich den Himmel durch,
Reiße Sterne, wie Blumen, ab,
Und bekränze mein Haupt, trinke die Quelle leer,
Die durch Rosen der Engel fleußt.
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