Hexenlied

[207] Die Schwalbe fliegt,

Der Frühling siegt,

Und spendet uns Blumen zum Kranze!

Bald huschen wir

Leis' aus der Thür,

Und fliegen zum prächtigen Tanze!


Ein schwarzer Bock,

Ein Besenstock,

Die Ofengabel, der Wocken,

Reißt uns geschwind,

Wie Bliz und Wind,

Durch sausende Lüfte zum Brocken!


Um Belzebub

Tanzt unser Trupp,

Und küßt ihm die dampfenden Hände;

Ein Geisterschwarm

Faßt uns beym Arm,

Und schwinget im Tanzen die Brände!


Und Belzebub

Verheißt dem Trupp

Der Tanzenden Gaben auf Gaben;

Sie sollen schön

In Seide gehn,

Und Töpfe voll Goldes sich graben.
[207]

Die Schwalbe fliegt,

Der Frühling siegt,

Und Blumen entblühn um die Wette!

Bald huschen wir

Leis' aus der Thür,

Und laßen die Männer im Bette!
[208]

Quelle:
Ludwig Christoph Heinrich Hölty: Sämtliche Werke. Band 1, Weimar 1914, S. 207-209.
Lizenz:
Kategorien: