[Des Abends letztes Gold]

[200] Des Abends letztes Gold,

Es spiegelt sich im Rhein,

Still kniet das Mägdelein

Am Ufer, wunderhold!


Ihr Haar, so licht wie Gold,

Ihr Aug' so himmelsrein,

Was kniest Du so allein,

Komm Maid, das Wetter grollt! –
[200]

Still winkt die Jungfrau mir:

»Ein Opfer ruhet hier,

Auf einem Grab sind wir;«


Lieblosigkeit ist Mord, –

Entfliehe diesem Ort,

Doch sprich ein segnend Wort!


Quelle:
Friederike Kempner: Gedichte. Berlin 81903, S. CC200-CCI201.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe 1903)
Kennst Du das Land, wo die Lianen blühn?: Gedichte des schlesischen Schwans
Dichterleben, Himmelsgabe: Sämtliche Gedichte
Friederike Kempner: Das Leben ist ein Gedicht
Ausgewählte Gedichte : Aus d. Liederschatz d.
Gedichte: Ausgabe 1903