[Welch' Schreckenstille herrschet hier]

[239] Welch' Schreckenstille herrschet hier,

Bin ich allein, ich bin allein!

Entsetzen, ach, ein Grauen schier

Erfaßt mich, so allein zu sein. –


Es nahm mir viel, – fast rätselhaft

Ist des Geschickes Grausamkeit,

Beeil dich, Mut, beeil dich, Kraft,

Zu kürzen mir die öde Zeit.


Der Menschheit Traum – die Kunst – verhindert hin –

Nichts als des Daseins anspruchsvoller Sinn!

Doch halt, doch nein; das Größte ist bei Dir:

Gott ist, ist überall, und ist auch hier.


Quelle:
Friederike Kempner: Gedichte. Berlin 81903, S. CCXXXIX239-CCXL240.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe 1903)
Kennst Du das Land, wo die Lianen blühn?: Gedichte des schlesischen Schwans
Dichterleben, Himmelsgabe: Sämtliche Gedichte
Friederike Kempner: Das Leben ist ein Gedicht
Ausgewählte Gedichte : Aus d. Liederschatz d.
Gedichte: Ausgabe 1903