Im Walde

[33] Es tönt der Bach wie klagend

Dem Wandersmanne sagend:

In mir auch wohnt ein Leid.

Es rauschen drein die Bäume,

Erzählen ihre Träume

Der grünen Einsamkeit.


Der Vogel singt in Lüften

Sein Leid aus, – aus in Düften

Strömt es die Blum' der Flur.

Und oft ertönt's in Nächten,

Als ob uns Lüfte brächten

Wehlaute der Natur.[33]


Und schweigen sollt' alleine,

Auf daß es fröhlich scheine,

Ein volles Menschenherz?

Nicht singen sollt's, nichts sagen,

Stumm dulden, niemand klagen,

Wie es zerreißt der Schmerz?

Quelle:
Justinus Kerner: Werke. 6 Teile in 2 Bänden, Band 1, Berlin 1914, S. 33-34.
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