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[214] Alter und gebrochner Baum,
Wirst dich bald zur Erde neigen!
Ach! es ist mir wie ein Traum,
Daß du standest reich an Zweigen,
Daß ertönte manches Lied
Noch aus deinen Laubgewinden
Daß der Wandrer wegemüd
Bei dir suchte Ruh' zu finden.
Ja! daß manche süße Frucht
Fiel in deinen Schatten nieder,
Die, wer einmal sie versucht,
Gern zu kosten kehrte wieder.
Armer Baum! wie ästelos
Stehst du nun, kannst kaum dich halten!
Steine legten schwer und groß
In dein Herz sie, das gespalten.
Töne wie ein Sterbelied
Hört man, wenn dich Sturm zerschellet,
Und der Vogel von dir flieht,
Und der Wandrer spricht: Den fället![214]
Sinke sanft in Gras und Moos!
Laß dir deinen Tod gefallen!
Ach! es ist der Erde Los:
Blühen, tragen und zerfallen!
Wer sang dieses Lied vom Baum?
Tief ist mir's ins Herz gedrungen.
Nicht ich sang es, – mir im Traum
Hat's ein Vogel vorgesungen.