Vierte Vorstellung.

[116] Doktor Siebbein hatte die Augenbrauen meines Vetters wahrscheinlich durch das Schlüsselloch bemerkt, er öffnete die Türe, und kaum entrannen wir noch die Treppe hinab seinen Blicken.[116]

Mein Vetter schlich sich nach einer Weile auf einer Seitentreppe wieder mit mir hinauf, da war aber das Zimmer des Dichters schon versiegelt und die Kommission auseinandergegangen. Mein Vetter sah durchs Schlüsselloch und bemerkte nichts als einige Sperlinge, die in dem verlassenen Zimmer umherhüpften, auch sah er eine Maus in der Ecke des Zimmers sitzen, worüber er gar betrübt wurde: denn der Dichter war doch sein Freund, ob sie gleich einander immer in den Haaren lagen und entgegengesetzte Pole darstellten, die aber eben wegen ihrer Verschiedenheit einander immer anziehen.

Er schwur beim Donner und Blitz, seinen Freund zu rächen, und setzte alsbald seine Voltaische Säule in volle Tätigkeit, lud auch seine elektrische Batterie und verfertigte Knallsilber und Vexiergläser. Der Postknecht hatte schon zu wiederholten Malen geblasen, ich wünschte meinem Vetter Glück zu seinen kriegerischen Unternehmungen, wir umarmten uns, und ich bestieg den Postwagen.


Quelle:
Justinus Kerner: Werke. 6 Teile in 2 Bänden, Band 1, Berlin 1914, S. 116-117.
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