Erster Auftritt

[275] Hermann, Eginhardt, zwei Ältesten der Horde und andere stehen vor dem Zelt und schauen in die Ferne.


HERMANN.

Das ist Thuiskon, was jetzt Feuer griff?

ERSTER ÄLTESTER.

Vergib mir, Herthakon.

HERMANN.

Ja, dort zur Linken.

Der Ort, der brannte längst. Zur Rechten, mein ich.

ERSTER ÄLTESTER.

Zur Rechten, meinst du. Das ist Helakon.

Thuiskon kann man hier vom Platz nicht sehn.

HERMANN.

Was! Helakon! Das liegt in Asche schon.

Ich meine, was jetzt eben Feuer griff?

ERSTER ÄLTESTER.

Ganz recht! Das ist Thuiskon, mein Gebieter!

Die Flamme schlägt jetzt übern Wald empor. –


Pause.


HERMANN.

Auf diesem Weg rückt, dünkt mich, Varus an?

ERSTER ÄLTESTER.

Varus? Vergib. Von deinem Jagdhaus Orla.

Das ist der Ort, wo heut er übernachtet.[275]

HERMANN.

Ja, Varus in Person. Doch die drei Haufen,

Die er ins Land mir führt –?

ZWEITER ÄLTESTER vortretend.

Die ziehn, mein König,

Durch Thuiskon, Helakon und Herthakon.


Pause.


HERMANN indem er vom Hügel herabschreitet.

Man soll aufs beste, will ich, sie empfangen.

An Nahrung weder, reichlicher,

Wie der Italier sie gewohnt, soll man's

Noch auch an Met, an Fellen für die Nacht,

Noch irgend sonst, wie sie auch heiße,

An einer Höflichkeit gebrechen lassen.

Denn meine guten Freunde sind's,

Von August mir gesandt, Cheruska zu beschirmen,

Und das Gesetz der Dankbarkeit erfodert,

Nichts, was sie mir verbinden kann, zu sparen.

ERSTER ÄLTESTER.

Was dein getreuer Lagerplatz besitzt,

Das zweifle nicht, wird er den Römern geben.

ZWEITER ÄLTESTER.

Warum auch soll er warten, bis man's nimmt?


Quelle:
Heinrich von Kleist: Werke und Briefe in vier Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1978, S. 275-276.
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