Achtes Lied

[22] Kom, goldne Zeit, die selten zu Sterblichen

Heruntersteiget, lass dich erflehn, und kom

Zu uns, wo dir es schon im Haine

Weht, und herab von dem Quell schon tönet!


Gedankenvoller, tief in Entzückungen

Verloren, schwebt bey dir die Natur. Sie hat's

Gethan! hat Seelen, die sich fühlen,

Fliegen den Geniusflug, gebildet.


Natur, dich hört' ich im Unermesslichen

Herwandeln, wie, mit Sphärengesangeston,

Argo, von Dichtern nur vernommen,

Strahlend im Meere der Lüfte wandelt.


Aus allen goldnen Zeiten begleiten dich,

Natur, die Dichter! Dichter des Alterthums!

Der späten Nachwelt Dichter! Segnend

Sehn sie ihr heilig Geschlecht hervorgehn.


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 1, Leipzig 1798, S. 22-23.
Lizenz:
Kategorien: