Einladung

[286] Als Dolmetscherin, hatte vollendet den Kampf Thuiskona

Mit Romana, und dir, Hellänis. Sie senkte das Auge

Nieder; denn sie errang nur Sprosslinge weniger Lorber

Zweige: doch war auch die Wange der frohen entglüht.


Soll ich zu Ingles, sagt sie den Streiterinnen, den Herold

Senden? und fodr' ich sie auf, in die Schranken zu kommen, in denen

Ich mit euch es bestand?


Herold.


Mit der Mischerin sollen wir kämpfen?

Singt sie ein Lied uns; so bildet sie, mahlend in Öhl,
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Uns ein Gesicht, dem der Mund Pastell ist, und dem sich das Auge

Wasserfarbig öfnet. Allein sie hat Stärke, sie hebt sich

Mit dem Erhabenen, wagt's mit dem kühnen!


Thuiskona.


So send' ich den?


Herold.


Sende.


Und dem Herolde schallt Thuishona's Geheiss.


Geh zu der Insulanerin, meld' ihr, dass hier in dem Haine

Du vernommen hast des Kürzeren viel, und vielleicht auch

Einige Laute des Schöneren. Fodr' alsdann, zu dem gleichen

Wettstreit' in die Schatten zu treten, sie auf.


Wenn sie zu kommen schnell sich entschliefst; so warne sie, sag' ihr,

Künd' es ihr dreymal an, dass heiss der Kampf war! Verbirg ihr

Keine nicht der Gefahren, nicht jene, dass sie, nach der Griechen

Ritmosbewegungen, ihre Bewegungen misst.
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Wird sie kommen? so sprach zu Thuiskona Hellänis.


Thuiskona.


Kühnheit ist Ehre.


Herold.


Schwer ist es diesen Bogen zu spannen.

O es ahndet dich auch, dass es ihr nicht gelingt, und sie tönen,

Wie die Stimme der Schwalbe, die Senne nicht hört.


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 2, Leipzig 1798, S. 286-289.
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