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1775
An der Höhe, wo der Quell der Barden in das Tal
Sein fliegendes Getöne, mit Silber bewölkt,
Stürzet, da erblickt' ich, zeug' es, Hain!
Die Göttin! sie kam zu dem Sterblichen herab!
Und mit Hoheit in der Miene stand sie! und ich sah
Die Geister um sie her, die, den Liedern entlockt,
Täuschen, ihr Gebild. Die Wurdi's Dolch
Unschuldige traf, die begleiteten sie fern,
[115]
Wie in Dämmrung; und die Skulda's mächtigerer Stab
Errettete, die schwebten umher in Triumph,
Schimmernd, um die Göttin, hatten stolz
Mit Laube der Eiche die Schläfe sich bekränzt!
Den Gedanken, die Empfindung, treffend, und mit Kraft,
Mit Wendungen der Kühnheit, zu sagen! das ist,
Sprache des Thuiskon, Göttin, dir,
Wie unseren Helden Eroberung, ein Spiel!
O Begeistrung! Sie erhebt sich! Feurigeren Blicks
Ergießet sich ihr Auge, die Seel' in der Glut!
Ströme! denn du schonest des umsonst,
Der, leer des Gefühls, den Gedanken nicht erreicht!
Wie sie herschwebt an des Quells Fall! Mächtiges Getön,
Wie Rauschen in den Nächten des Walds ist ihr Schwung!
Draußen im Gefilde braust der Sturm!
Gern höret der Wandrer das Rauschen in dem Wald!
Wie sie schwebet an der Quelle! Sanfteres Getön,
Wie Wehen in dem tieferen Wald ist ihr Schwung.
Draußen im Gefilde braust der Sturm!
Gern höret im Walde der Wanderer das Wehn.
So erscholl mir's von der Telyn Saite, wie im Flug.
Mich dauchte, daß die Göttin mit Lächeln auf mich
Blickte: da durchströmt' es all mein Blut
Mit Feuer, und Röte, wie jugendlicher Tanz,
In dem Frühlinge getanzt glühte mir herauf
Die Wange! Ihr Begleiter! ihr Geister! so rief
Eiliger ich aus, ihr saht den Blick
Der Göttin, sie lächelt! Ihr Genien, ihr sahts!
O des Zaubers, den sie jetzo zaubert! Er gebeut;
Die Geister der Gesänge gesungen durch mich
Kommen, ihr Gebild, und haben stolz
Mit heiligem Laube die Schläfe sich bekränzt,
[116]
Mit dem jüngsten aus den Hainen! Hebe doch der Dolch
Der Norne sich! Er fehlt sie! Die Göttin hat sie
Schirmend, auf der Bahn des schweren Gangs
Des kühnen, hinauf zu Unsterblichkeit geführt![117]
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