Zweite Szene


[344] Vorige – Adolph tritt unbemerkt ein.


FRAU WUNSCHEL fährt fort, ohne ihn zu merken. Nun, was geschieht? Der Satan hat sein Spiel mit Quasten, wie mit Herzen. Ich gehe in der Dämmerung über den Vorsaal,[344] plötzlich faßt mich ein junger Herr bei der Hand – Adolph faßt in diesem Augenblicke ihre Hand; sie schreit. Ach!

ADOLPH. Schrien Sie damals auch so?

FRAU WUNSCHEL. Wer ist der Herr? Was will der Herr? Warum schleicht der Herr so herein, wie der Marder ins Taubenhaus?

ADOLPH. Nur nicht so böse, meine liebe alte Taube! Bin ich hier bei der Frau Wunschel?

FRAU WUNSCHEL. Frau von Wunschel; allerdings.

ADOLPH. Ew. Gnaden verzeihen! Ich suche Madame Friedberg, und nach der Beschreibung habe ich sie gefunden.

AMALIE. Mich?

FRAU WUNSCHEL. Madame Friedberg empfängt hier keine Besuche.

ADOLPH. Aber doch wohl von dem Grafen Klingsberg?

AMALIE. Klingsberg?

FRAU WUNSCHEL. Ja, wenn der kommt –

ADOLPH. Er ist schon da.

FRAU WUNSCHEL. Wirklich? Sind der Herr Graf schon auf der Treppe? Sr. Gnaden sind ein wenig schwerleibig. Ich muß doch geschwind hinaus, ihn zu bewillkommen. Ab.


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 344-345.
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