Vierter Auftritt.

[16] Muffel, Cathrine, Peter.


PETER. Herr, die Birkenhaynische und Rosenecksche Fremden sind eben jetzo in zweyen Kutschen angekommen, und warten auf ihre Bewillkommung.

MUFFEL. Der Henker, nun hab ich noch nicht drauf studiret, wie ich sie bewillkommen[16] muß. Ja ich muß ihnen entgegen gehen.


Will abgehen.


CATHRINE. Herr Pastor reden sie doch erst mit Petern wegen der Sache, die sie wohl wissen, er möchte mir nicht glauben.

MUFFEL. Ja, Peter, ich habe euch was zu sagen, was nothwendiger ist, als aller Fremden Bewillkommung. Hört, Peter, – – Ja – – Ich muß Morgen um 8. Uhr auf die Canzel, weckt mich ja um 7. Uhr auf, daß ich noch auf die Kirchmeßpredigt studiren kan.


Will abgehen.


PETER. Sie lassen sich ja sonst immer von Cathrinen wecken, Herr Pastor.

CATHRINE. Sie haben ja Petern was ganz anders zu sagen, Herr Pastor.

MUFFEL. Es ist wahr. Ja, Peter, hört – – Wann mich heut Abend der Satan verführen sollte, ein Glas zu viel zu trinken, so zupft mich nur heimlich am Ermel.


Will abgehen.


PETER für sich. Das werd ich wohl bleiben lassen, er mag trinken, so trink ich mit.

CATHRINE. O Herr Muffel, das war ja noch nicht recht, sagen sies doch nur heraus, Peter nimmt ihnen ja nichts übel.

MUFFEL. Ja hört nur mein lieber Peter – –


Steht in Gedanken.


CATHRINE für sich. Nun wirds kommen, er sagt schon lieber Peter.[17]

MUFFEL. Nun, so last mich ja Morgen die Predigt nicht verschlafen, und stosset mich am Ermel – –

CATHRINE. Da kommt ja nichts heraus, Herr Pastor. Sie dürfen ja eben nicht die Umstände nach der Reihe erzählen, die dabey vorgegangen sind, denn das wäre freylich eine Sünde, ob es gleich die That selbst nicht gewesen ist.

MUFFEL ungeduldig. So muß ich denn wohl mit der Sprache heraus. Hört mir diesesmal wohl zu, Peter. Ich habe Cathrinen – – – doch, das braucht ihr nicht zu wissen, es ist eine Zote. Hört, ihr sollt heute Abend mit Cathrinen Verlöbnis machen. Zu der Hochzeit will ich alle Kosten reichlich herschiessen, und Cathrinen 100. Rthlr. zum Brautschatze geben. Gebt ihr nur gleich die Hand auf mein Wort.

PETER mit einer heiligen Mine. Es wäre sündlich, ein solches wichtiges Werk, als der Ehstand ist, ohne Bedacht vorzunehmen. Ich will erst singen und beten.

MUFFEL. Recht Peter, singt und betet erst, aber macht es nicht zu lange.


Geht ab.


Quelle:
Johann Christian Krüger: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt und Leipzig 1743, S. 16-18.
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