Reiterlied
Nach der Weise: »Es gibt nichts Lust'gers auf der Welt.«
1813.

[100] Frisch auf, frisch auf mit raschem Flug!

Frei vor dir liegt die Welt,

Wie auch des Feindes List und Trug

Uns rings umgattert hält.

Steig', edles Roß, und bäume dich,

Dort winkt der Eichenkranz!

Streich' aus, streich' aus und trage mich

Zum lust'gen Schwertertanz!


Hoch in den Lüften, unbesiegt,

Geht frischer Reitersmut!

Was unter ihm im Staube liegt,

Engt nicht das freie Blut.

Weit hinter ihm liegt Sorg' und Not

Und Weib und Kind und Herd,

Vor ihm nur Freiheit oder Tod,

Und neben ihm das Schwert.


So geht's zum lust'gen Hochzeitfest,

Der Brautkranz ist der Preis;

Und wer das Liebchen warten läßt,

Den bannt der freie Kreis.

Die Ehre ist der Hochzeitgast,

Das Vaterland die Braut;

Wer sie recht brünstiglich umfaßt,

Den hat der Tod getraut.
[100]

Gar süß mag solch ein Schlummer sein

In solcher Liebesnacht;

In Liebchens Armen schläfst du ein,

Getreu von ihr bewacht.

Und wenn der Eiche grünes Holz

Die neuen Blätter schwellt,

So weckt sie dich mit freud'gem Stolz

Zur ew'gen Freiheitswelt.


Drum, wie sie fällt und wie sie steigt,

Des Schicksals rasche Bahn,

Wohin das Glück der Schlachten neigt:

Wir schauen's ruhig an.

Für deutsche Freiheit woll'n wir stehn!

Sei's nun in Grabes Schoß,

Sei's oben auf des Sieges Höh'n:

Wir preisen unser Los.


Und wenn uns Gott den Sieg gewährt –

Was hilft euch euer Spott?

Ja! Gottes Arm führt unser Schwert,

Und unser Schild ist Gott!

Schon stürmt es mächtig ringsumher,

Drum, edler Hengst, frisch auf!

Und wenn die Welt voll Teufel wär',

Dein Weg geht mitten drauf!


Quelle:
Theodor Körner: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1893, S. 100-101.
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Leier und Schwert
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