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[102] Die Wunde brennt, die bleichen Lippen beben.
Ich fühl's an meines Herzens matterm Schlage,
Hier steh' ich an den Marken meiner Tage.
Gott, wie du willst! dir hab' ich mich ergeben.
Viel goldne Bilder sah ich um mich schweben;
Das schöne Traumlied wird zur Totenklage.
Mut! Mut! Was ich so treu im Herzen trage,
Das muß ja doch dort ewig mit mir leben!
Und was ich hier als Heiligtum erkannte,
Wofür ich rasch und jugendlich entbrannte,
Ob ich's nun Freiheit, ob ich's Liebe nannte:[102]
Als lichten Seraph seh' ich's vor mir stehen;
Und wie die Sinne langsam mir vergehen,
Trägt mich ein Hauch zu morgenroten Höhen.
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Leier und Schwert
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