7. Auftritt.

[57] Vorige. Ali Portuk.


MEHMED.

Tritt schweigend ein: es ist ein Kaisergrab,

Und eine Riesenseele ist geschieden.

ALI.

So ist es wahr? Das Heer ist in Empörung;

Es ahnet seines Kaisers Tod. – Wesir,

Wir alle sind verloren, wenn wir nicht

Durch List die Völker täuschen.

MEHMED.

Still! Jetzt wissen

Wir drei allein um unsers Großherrn Tod.

Die Kämmerlinge sind von mir erkauft;

Mehr sollen's nicht erfahren. Dort den Juden

Bringt dieser Dolch zum Schweigen. –


Zu den Kämmerlingen.


Freunde, tragt

Den Kaiser in das innerste Gemach;

Dort wartet mein!


Der Kaiser wird fortgetragen.


MEHMED zu den Fürsten.

Auch sandt' ich meine Boten

An dieses Thrones Erben schon, an Selim;

Denn wir, weiß ich, sind längst darüber eins,

Wer jetzt als Kaiser herrschen soll in Stambul.

Die Leiche setzen wir auf ihren Thron,

Die Dämmerung wird unsre List begünst'gen,

Das Heer soll glauben, daß er lebe, dann

Zum neuen Sturme, bis uns Sigeth fällt,

Und nach dem Sieg nach Stambul in den Diwan!

DER BEGLER BEG.

Was? dieses Zuges ungeheure Rüstung

Umsonst? Wir hätten weiter nichts erzweckt,

Als diese Inselfestung zu zerstören?

Geht's nicht nach Wien, nicht auf des Kaisers Heer?

MEHMED.

Freund, mäß'ge deine Kampflust! Tollkühn wär's,

In deutsche Kämpfe jetzt sich zu verwickeln.

Ständ' dieses Sigeth nicht wie Felsen fest

Und fester noch die Treue seiner Mannen,

Längst jauchzten wir auf Wiens erstürmtem Wall,

Und Deutschland läg' vor unserm Gott im Staube;

Jetzt aber müssen wir zurück. Das Heer

Ist schwierig, Persien hat sich empört;

Selim war stets dem Ungarkrieg entgegen.[57]

ALI.

Ich ehre deine Klugheit, Großwesir,

Und stimm' dir bei! Hier hast du meine Hand.

DER BEGLER BEG.

Mehmed Sokolowitsch kennt seine Freunde.

Ich folge dir, wie's auch den Feldherrn schmerzt,

Daß unsers Helden letzte Riesenplane

An diesem Zriny sich zerschmetterten.

MEHMED.

Nun eilt hinaus, sagt, daß der Kaiser lebe;

Er sei geneigt, dem Volke sich zu zeigen.

Ich unterdes bereite unsre List.

DER BEGLER BEG UND ALI.

Auf Wiedersehn!

MEHMED.

Lebt wohl! – Du, Levi, folgst mir!


Alle zu verschiedenen Seiten ab.


Quelle:
Theodor Körner: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 3, Stuttgart [o.J.], S. 57-58.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Zriny
Leier und Schwert, Zriny, Rosamunde, mit Einleitung;
Zriny: Ein Trauerspiel in Fünf Aufzügen (German Edition)
Zriny: Ein Trauerspiel (German Edition)

Buchempfehlung

Droste-Hülshoff, Annette von

Gedichte (Die Ausgabe von 1844)

Gedichte (Die Ausgabe von 1844)

Nach einem schmalen Band, den die Droste 1838 mit mäßigem Erfolg herausgab, erscheint 1844 bei Cotta ihre zweite und weit bedeutendere Lyrikausgabe. Die Ausgabe enthält ihre Heidebilder mit dem berühmten »Knaben im Moor«, die Balladen, darunter »Die Vergeltung« und neben vielen anderen die Gedichte »Am Turme« und »Das Spiegelbild«. Von dem Honorar für diese Ausgabe erwarb die Autorin ein idyllisches Weinbergshaus in Meersburg am Bodensee, wo sie vier Jahre später verstarb.

220 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon