[1574] Im Palast.
JULIUS. Auf ewig verlassen – auf ewig! hätt ich es von ferne dieser Empfindung angesehen, daß sie so stark wäre! aber bisher hab ich nur auf meine Vereinigung mit Blankan, und nicht auf Trennung von Vater und Vaterland gedacht. Einen Vater am Rande des Grabes verlassen. – Wie wird er sich ängstigen, eh er mein Schicksal erfährt, und wenn er's erfährt, ist er glücklicher, wenn er gewisse Betrübnis für ungewisse Angst eintauscht? – Nie dich wiedersehn, Tarent, nie die Sonne hier heller scheinen, und die Blumen frischer blühn sehn, als an jedem andern Orte! Und ihr Freuden der Rückkunft, bestes Produkt des mütterlichen Landes, ich werde für euch tot sein – nie das Jubelgeschrei des Schiffvolks hören, wenn es diese väterliche Küste sieht – nie in einer Abendsonne die Türme von Tarent wieder glänzen sehn, und mein Pferd schärfer spornen. Niemals werd ich wieder in diesem Saal alles, was ich liebte, an einem Tisch versammlet finden; nie wieder hören, daß mein Vater spricht, »Gott segne euch, meine Kinder!« und alle diese Bande, die ich zum Teil eher trug, als ich die Welt betrat, zerreiß ich um eines Weibes willen! – um eines sterblichen Weibes willen! – nein, nicht für ein sterblich Weib, für dich, Blanka, du bist mir Vaterland, Vater, Mutter, Bruder und Freund![1574]
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Julius von Tarent
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