Mein Herz

[208] Schlaflose Nacht, der Regen rauscht,

Sehr wach ist mir das Herz und lauscht

Zurück bald nach vergangnen Zeiten,

Bald horcht es, wie die künftgen schreiten.


O Herz, dein Lauschen ist nicht gut;

Sei ewig, Herz, und hochgemut!

Da hinten ruft so manche Klage,

Und vorwärts zittert manche Frage.


Wohlan! was sterblich war, sei tot!

Naht Sturm! wohlan! – wie einst das Boot

Mit Christus Stürme nicht zerschellten,

So ruht in dir der Herr der Welten.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 208.
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